Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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            wollten wir durch die vorſtehenden Betrachtungen nur einleiten
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            und im Nachſtehenden nur noch deutlicher ausſprechen.</s>
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            <s xml:id="echoid-s6358" xml:space="preserve">Es giebt Genüſſe in der Welt, die wenn ſie ein Einzelner
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            allein für ſich und ſeinen auserleſenen Kreis beſchafft, ihn und
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            die Menſchen, über welche er zu verfügen hat, zu Grunde richten,
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            — und dies nennt man Verſchwendung. </s>
            <s xml:id="echoid-s6359" xml:space="preserve">Trifft man aber die
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            Einrichtung, daß alle Welt dieſe Genüſſe teilt, ſo wird aus der
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            Verſchwendung eine Quelle des Wohlergehens und des Reich-
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            tums, — und das nennt man Induſtrie.</s>
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            <s xml:id="echoid-s6361" xml:space="preserve">Wenn vor zwei Jahrhunderten der reichſte Monarch Eu-
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            ropa’s, Ludwig der Vierzehnte, ſich hätte einen Genuß verſchaffen
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            wollen, den ſich heute der ärmſte Handwerksburſche gönnen kann:
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            <s xml:id="echoid-s6362" xml:space="preserve">wenn ihm der kühne Gedanke in den Sinn gekommen wäre, für
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            ſich einen eigenen Fahrweg aus Eiſen zu bauen, um auf dieſem
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            durch irgend welche Triebkraft mit größerer Schnelligkeit von
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            einem Ende ſeines Reiches zum andern eilen zu können, ſo
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            würde er damit halb Frankreich ruiniert haben. </s>
            <s xml:id="echoid-s6363" xml:space="preserve">Auch wenn all
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            die hierzu nötigen Erfindungen bereits damals verhanden ge-
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            weſen wären, würde dennoch der Gedanke der Ausführung ein
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            ſo verderblicher geweſen ſein, daß man ihn nur als Wahnwitz
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            betrachtet haben würde; </s>
            <s xml:id="echoid-s6364" xml:space="preserve">denn das Ergebnis des Genuſſes, die
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            Befriedigung eines perſönlichen Wunſches oder Bedürfniſſes
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            jenes Monarchen wäre für Frankreich nicht entſernt den Auſ-
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            wand von Material und Arbeit wert geweſen, den eine Eiſen-
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            bahn erfordert. </s>
            <s xml:id="echoid-s6365" xml:space="preserve">Selbſt wenn Ludwig der Vierzehnte, ſo zu ſagen,
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            die Eiſenbahn für ſich aus ſeiner Taſche hätte bauen, ſelbſt
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            wenn er das Geld dazu aus den eroberten Provinzen hätte
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            erpreſſen laſſen, ſo wäre doch der Plan ein heilloſer Wahnwitz
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            geweſen, der Frankreich ruiniert hätte; </s>
            <s xml:id="echoid-s6366" xml:space="preserve">denn die Eroberung und
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            das Kontribuieren der eroberten Länder geſchah doch immer
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            durch Aufwand franzöſiſcher Kräfte, und der Genuß, den ſich
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            der Monarch dafür verſchaffte, wäre dieſen ſchweren Aufwand
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            nicht wert geweſen. </s>
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