Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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49915 ſcheinen ſolcher fremder Pflanzen auf einer andern Pflanze eine
Krankheit derſelben.
Die Weintrauben leiden oft daran, und
das Mikroſkop hat auch an den Kartoffelſtauden dieſe unge-
betenen Gäſte als die Quelle der ſo beklagenswerten Kartoffel-
krankheit nachgewieſen.
Baumſtämme, Schindeldächer, Steine an Brunnen, Zäune,
ja ganz hohe Felſen ſind oft von einem äußerſt feinen, grünen
oder gelblichen Staub bedeckt, der ſich am Morgen und Abend
namentlich kühl und ſchlüpfrig anfaßt.
Woraus beſteht dieſer
Überzug?
Es ſind oft einzellige Pflänzchen, die hier millionenfach
wachſen, von denen einzelne Gattungen nicht einmal ein Fädchen
als Wurzel haben, ſondern bloß als Zelle, als äußerſt feines
Bläschen aufliegen und durch deſſen Wand hindurch die Nah-
rung in ſich aufnehmen.
Über Himbeerſaft, Kirſchſaft, Pflaumenmuß, wie über Obſt-
ſorten und ſonſtige Speiſen bildet ſich oft trotz der Vorſicht
der Hausfrauen ein feiner Schimmel, ein graues, wunderliches
Gewebe, das dem bloßen Auge ſchon als feine Fäden erſcheint,
an deren Spitze ſich zarte Knoten befinden.
— Auch dies iſt
nichts als eine Pflanze, eine Pflanze, die aus einer einzigen
Zelle beſteht oder aus einem Faden untereinander ganz gleich-
artiger Zellen.
— Sie wachſen ſelbſt im Tintenfaß, das man
eine Zeit nicht benutzt hat;
ſie erſcheinen auf Kleidern als ſo-
genannte “Stockflecke” und ſelbſt an Häuſern als Mauerfraß.
Durch das Mikroſkop hat man all die Gebilde, die man
mit bloßem Auge nur dort erkennt, wo ſie bereits millionen-
fach bei einander erſcheinen, näher als winzige Pflanzen kennen
gelernt.
Man hat die unzähligen Gattungen möglichſt geordnet
und auch das Leben, die Lebenserſcheinung und Lebensgeſchichte
dieſer einfachſten der Pflanzen näher zu erforſchen vermocht.

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