Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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5042 aus den Lungen entfernen, was wir im gewöhnlichen Leben
ſeufzen nennen.
Ein rührender Gedanke, der ebenfalls nur im
großen Gehirn Eingang findet, kann uns Thränen entpreſſen,
kann uns zu lautem Schluchzen zwingen.
Eine freudige Über-
raſchung wirkt ähnlich wie ein entſetzlicher Schrecken und kann
in Ausnahmefällen ſogar tödlich und lähmend wirken.
— Über
all’ das herrſcht immer noch keine wiſſenſchaftliche Klarheit,
wenn man auch imſtande iſt, einige Wahrſcheinlichkeiten und
Vermutungen hierüber auszuſprechen.
Wie unterſcheidet ſich Furcht von Zaghaftigkeit und Feig-
heit?
Wir meinen nicht, wie ſie ſich im Sprachgebrauch unter-
ſcheiden, ſondern welch’ ein eigentümliches naturgemäßes Ver-
halten ruft bald dieſe, bald jene Erſcheinung im Geiſte hervor?
Wie verhält ſich hierzu das Gehirn in einer dieſer Erſchei-
nungen?
Und nun gar die Neigungen, die Begierden, die Wünſche,
die Hoffnungen, die Erwartungen, die Leidenſchaften der
Menſchen! Wie außerordentlich mannigfaltig und doch ver-
wandt ſind all’ dieſe Regungen, die gleichwohl verſchiedener
Natur ſind! Selbſtbewußtſein, Stolz, Hochmut, Ehrſucht, Herrſch-
ſucht, Rachſucht entſtehen ohne Zweifel durch ſehr verſchiedene
Zuſtände des Geiſtes, und doch iſt es wiſſenſchaftlich nicht
möglich anzugeben, wie ſie ſich entwickeln und oft in einander
übergehen!
Wir ſehen, daß zu einer wirklichen Wiſſenſchaft hierin noch
ſehr viel fehlt, und deshalb müſſen wir uns mit leichten Um-
riſſen und Vermutungen und mit Betrachtung ſolcher Erſchei-
nungen begnügen, die im ganzen und großen auftreten, und auf
das Leben und Daſein der ganzen Menſchheit beſtimmend ein-
wirken.

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