Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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50723 Hauptteil der im Samen ſteckenden Zellen iſt der Keim, der in
den meiſten Samen ſichtbar iſt, wenn man ein Körnchen an
einer richtigen Stelle ſpaltet.
An einer Erbſe oder Bohne
kann man die Spaltung ſehr leicht vornehmen, wenn man ſie
im Waſſer hat aufweichen laſſen, und man ſieht den Keim,
nachdem man die Schale entfernt hat, vor ſich liegen in der
Form zweier Halbkugeln, den beiden erſten Blättern, die
zwiſchen ſich den jungen, noch ſehr kleinen, erſten Sproß zeigen
und in deſſen Fortſetzung die noch umgebogene Wurzel zu ſehen
iſt.
Ähnlich läßt ſich der Keim in faſt jedem Samen ſehen.
Der Keim, das junge Pflänzchen (der Embryo), beſteht
ſchon aus ſehr vielen Zellen;
die beiden erſten, dicken Blätter
der Erbſe enthalten die erſte Speiſe des Keims.
Das Mehl
eines Weizenkornes iſt ebenfalls gewiſſermaßen die Muttermilch
des Keimes, die Nahrung des Keimes für die Zeit, wo er noch
nicht entwickelt genug iſt, ſolche aus der Erde und der Luft zu
entnehmen, ebenſo wie in die Mutterbruſt gleich nach der Geburt
eines Kindes Milch einſtrömt, um das Kind während der Zeit
zu erhalten, wo es noch nicht andere Stoffe zu ſich nehmen
oder an ſich zu bringen verſteht.
Wird nun ſolch ein Samenkörnchen in feuchte Erde gebracht,
und wirkt hierbei noch die nötige Wärme ein, ſo geſchieht
Folgendes.
Die Nahrungsſtoffe des Körnchens erleiden eine chemiſche
Veränderung, wobei ſich hauptſächlich das Mehl ganz in der-
ſelben Weiſe in Zucker verwandelt, wie dies künſtlich in allen
Zuckerfabriken geſchieht.
Der Zucker löſt ſich in der Feuchtig-
keit auf und wird ſelber flüſſig und dringt ſomit in die Zellen
des Keimes ein, die anſchwellen.
Dieſe Zellen fangen nun an
zu leben, das heißt, ſich zu entwickeln und zu vergrößern, bis
ſie ſich durch Zellwandbildung teilen, vermehren.
Sie ver-
doppeln ſich nun immerfort, nach unten als Wurzel und nach
oben als Pflanzenſtämmchen, und mit dieſer ſteten

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