Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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            Räume meſſen zu können! — Welch ſchöpferiſche Begabung
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            erfüllte den Geiſt des ſpäteren Denkers, der auf den überaus
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            kühnen Gedanken kam, daß nur der Schatten eines Stabes,
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            welcher verlängert die Achſen des ſich täglich umwälzenden
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            Himmelsgewölbes träfe, imſtande ſei, eine richtige Zeiteinteilung
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            für alle Tage des Jahres, eine wirkliche Sonnenuhr ab-
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            zugeben! — Welch ehrfurchtgebietendes Werk muß ſolch ein
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            Schattenzeiger einſt geweſen ſein, wenn der Prophet Jeſaias
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            Wunder dem regierenden Könige daran zeigte, nach
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            deſſen Vater das Werk benannt wurde! — Wie viele Denker
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            erſter Größe mußten vergebliche Verſuche an fallenden Waſſer-
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            tropfen und rinnendem Sand machen, um nur ungefähr die
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            Dauer einer Stunde feſtzuſtellen, wenn der Himmel bewölkt
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            oder die Sonne unter dem Horizont iſt!</s>
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            <s xml:id="echoid-s6825" xml:space="preserve">Und alle die großen, genialen Männer waren Uhrmacher,
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            nichts als Uhrmacher! Könnte man ſie auf eine Stunde wieder
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            beleben und in unſere Zeit hineinſtellen, ſie würden begeiſtert
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            vor dem ſtümperhafteſten Uhrmachergeſellen unſerer Tage in den
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            Staub ſinken und jeden, der eine Uhr hat, als glückſelig preiſen,
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            weil er der Inhaber eines Gedankenwerks iſt, nach dem viele
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            große Geiſter durch ganze Jahrtauſende in den beſeligendſten
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            Stunden ihrer ſchöpferiſchen Gedankenarbeit getrachtet! — Die
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            alten, großen Denker, ſie würden ſicherlich ausrufen: </s>
            <s xml:id="echoid-s6826" xml:space="preserve">Glück-
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            liches Zeitalter! Wie unüberſehbar reich mußt du an Gedanken
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            ſein, wenn ſo viele Millionen deiner Kinder ſolch herrliche
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            Gedankenſchöpfungen zum alltäglichen Beſitz haben!</s>
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            <s xml:id="echoid-s6827" xml:space="preserve">Wie aber, wenn jemand ihnen zuriefe: </s>
            <s xml:id="echoid-s6828" xml:space="preserve">“Erhabene Geiſter
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            der Vorzeit, wiſſet, die ihr glücklich preiſet, ſie leben zwar nach
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            der Uhr, ſie eſſen, ſie trinken, ſie ſchlafen, ſie wachen, ſie beten,
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            ſie beluſtigen ſich, ſie arbeiten und ruhen nach der Uhr, aber
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            von den Millionen allen kommt es nur äußerſt ſelten Einem
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            zu Sinne, über die Uhr zu
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            !” — Die Geiſter der
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            Vorzeit, würden ſie nicht mit Recht zu fliehen wünſchen </s>
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