Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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50848 einem Zeitalter, das ſo gedankenlos Gedankenreichtümer in den
Weſtentaſchen herumträgt?
In der That: es benimmt ſich das Menſchengeſchlecht in-
mitten des Reichtums ſeiner geiſtigen Kräfte ſehr ſonderbar!
Man hat ſich oft verwundert, wie Tauſende von Menſchen-
geſchlechtern in einer Welt gelebt haben, in welcher großartige
Naturkräfte, wie die Anziehungskraft der Erde, der Luftdruck,
die Elektrizität allüberall ihre Wirkungen offenkundig zeigten,
ohne daß die Menſchen von dieſen Kräſten eine Ahnung hatten;
man muß ſich in viel höherem Grade verwundern, daß ſie
heute die Kulturwelt ſo gedankenlos genießen, ohne ſich um die
Geiſtesarbeit in der Entſtehungs- und Entwickelungsgeſchichte
derſelben zu kümmern.
— — —
In meinem Nachſinnen über dieſe beſchämenden That-
ſachen geriet ich nunmehr auf anderweitige Reihen der Be-
trachtung:
Eine Uhr — ſo mußte ich mir ſagen — iſt doch gar ſo
übel nicht daran.
Wenn ſie auch von Millionen benutzt wird,
die weder ihre wiſſenſchaſtliche Bedeutung, noch ihre überaus
ſeine, künſtleriſche mechaniſche Vollkommenheit im vollen Wert
ſchätzen, ſo giebt es doch einzelne, die ſie zum Gegenſtand
ihres Studiums machen;
es giebt Bücher, welche die Ent-
wickelungsgeſchichte verzeichnet haben;
es giebt Ausſtellungen,
wo ihre Vorzüglichkeit in induſtrieller Beziehung gewürdigt
wird.
Die Uhr hat doch mindeſtens die Ehre, daß unſer Kon-
verſationslexikon einen Artikel über ſie als über einen Gegen-
ſtand des Wiſſenswerten bringt!
Wie unzählige Kultureinrichtungen aber giebt es, in deren
Reichtum wir leben, und deren Früchte wir genießen, ohne
ihnen dieſe kleinen Ehren geiſtiger Anerkennung zu Teil werden
zu laſſen!
Welch großartige Kultureinrichtung iſt z. B. ein gewöhn-
licher Markt?
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