Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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            <s xml:id="echoid-s6750" xml:space="preserve">Gegenwärtig hat die Forſchung dieſe falſche Vorſtellung
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            ganz beſeitigt, und man weiß, daß ein Apfelkern nur eine
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            Gruppe von Zellen in ſich hat, welche die Fähigkeit haben,
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            ſich nach Aufnahme von chemiſch zubereiteten Speiſen zu teilen,
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            alſo neue Zellen zu bilden, die ſich wiederum weiter teilen und
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            ſo imſtande ſind, einen ganzen Baum zu bilden.</s>
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            <s xml:id="echoid-s6752" xml:space="preserve">Aber mit dieſer Fähigkeit der Zellen ſich zu vervielfältigen
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            iſt zugleich noch etwas Anderes verbunden, das bisher noch
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            nicht völlig erklärt iſt. </s>
            <s xml:id="echoid-s6753" xml:space="preserve">Die neuentſtandenen Zellen bleiben
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            nicht alle ſo geſtaltet, wie die alten, und die Teilung der Zelle,
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            die Verdoppelung, geht nicht nach allen Seiten hin in gleicher
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            Weiſe vor ſich; </s>
            <s xml:id="echoid-s6754" xml:space="preserve">denn in ſolchem Falle würde aus einer Eizelle
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            immer nur ein nach allen Seiten hin größer und dicker werden-
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            des, rundes Klumpengewächs entſtehen. </s>
            <s xml:id="echoid-s6755" xml:space="preserve">Es geſtalten ſich und
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            es legen ſich vielmehr die neuen Zellen nur nach gewiſſen
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            Formen und gewiſſen Richtungen an.</s>
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            <s xml:id="echoid-s6757" xml:space="preserve">Die Wurzel in der Erde wächſt fadenartig nach be-
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            ſtimmten Richtungen hin. </s>
            <s xml:id="echoid-s6758" xml:space="preserve">Wenn man behaupten hört, daß die
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            Pflanzen dorthin ihre Wurzeln richten, wo der nahrungs-
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            reichere Boden iſt, ſo iſt das ganz richtig. </s>
            <s xml:id="echoid-s6759" xml:space="preserve">Aber man darf
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            ſich nicht denken, daß dieſes für das Pflanzenindividuum ſo
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            zweckdienliche Benehmen etwa mit einer Willensempfindung
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            verknüpft ſei, daß alſo die Wurzel ein bewußtes Streben habe,
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            dorthin zu wachſen.</s>
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            <s xml:id="echoid-s6761" xml:space="preserve">Wer es bedenkt, daß die leiſeſte Ungleichheit des Erdreichs,
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            das ein Samenkörnchen umgiebt, hinreicht, den einzelnen Zellen
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            der Wurzel verſchiedene Richtungen zu geben, der wird es
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            ſchon hiernach erklärlich finden, daß die Wurzelzellen nicht zu
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            klumpenartigen Bildungen vereinigt ſich finden, ſondern zu
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            ſtrahlenartigen und am meiſten nach der Richtung hin, wo die
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            äußere Umgebung das Wachstum befördert.</s>
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              <emph style="sp">Bernſtein</emph>
            , Naturw. </s>
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