Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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51959 die wackere Botenfrau der Schillerſchen Korreſpondenz beſorgen
wollten!
Iſt es aber recht, Inſtitute von ſolch’ ſittlicher Garantie
alltäglich ſo gedankenlos zu gebrauchen?
Doch — bis zu welchen Ketzereien verliere ich mich in
meinen Gedankenläufen?
— Es iſt hohe Zeit, daß ich umkehre;
es iſt Zeit, daß ich Rechnung ablege, wie ich in dieſes Hin
und Wieder der Betrachtungen hineingeraten.
Es iſt Zeit,
daß ich es ſage, welches Geſpräch mich aus den Sinnen
über eine wiſſenſchaftliche Frage herausgehoben und mir eine
Löſung, die ich in der Ferne ſuchte, auf einem Gebiete ent-
gegenführte, das uns ſo überaus nahe ſteht, wie die Alltäg-
lichkeit.
Ich hatte über die Mathematik, ihre zweitauſendjährige
Geſchichte, den wundervoll lichten, unausgeſetzt auf ihre Weiter-
bildung gerichteten Geiſt ihrer Meiſter und über die ſonderbare
Wahrnehmung nachgedacht, wie gar ſo wenig Jahre des
Studiums ausreichen, ſich ihre Reſultate zu eigen zu machen.
Eben ſchwebte mir der große Pythagoras vor, der eine Heka-
tombe den Göttern darbrachte für die Entdeckung ſeines Lehr-
ſatzes, den jetzt ein zehnjähriger Knabe recht gut begreifen und
beweiſen kann;
da wurde ich, wie bereits erzählt, in meinem
ſtillen Sinnen durch das alltägliche Geſpräch unterbrochen.

Es lautete wie folgt:
Guten Morgen, Papa, wie ſpät iſt es ſchon?
Drei Viertel auf Acht, Kind.
Da will ich zur Markthalle.
Warte, Kind, du kannſt mir den Brief mitnehmen.
Zur Poſt?
Nein, wirf ihn nur in den Kaſten!
Adien, Papa.
Adieu, Kind! — — —

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