523
Nirgends erfaßt den Menſchengeiſt ein tieferer Drang des
Wiſſensdurſtes als dort, wo er ſich gegenüber der Menſchen-
ſtimme untergegangener Völker befindet. Was nächtlich der
Sternenhimmel in lichter Naturſchrift uns aus der Geſchichte
des Weltalls erzählt, ſpricht auch unverſtanden zu unſerer
Phantaſie in erhebenden Tröſtungen ewiger Geſetzlichkeit. Eine
Inſchrift menſchlicher Hand aber, in der untergegangene Ge-
ſchlechter das tiefe Bedürfnis hatten, zur Nachwelt zu ſprechen,
dringt wie ein Ruf nach Menſchenverſtändnis und menſchlicher
Teilnahme an unſer Herz. Sie wirkt wie ein Hilferuf auf
uns ein, um das Menſchlichſte des Menſchenweſens, das An-
gedenken der Vergangenheit, zu retten aus dem Meere der
Vergeſſenheit, das auch uns dereinſt überfluten wird.
Wiſſensdurſtes als dort, wo er ſich gegenüber der Menſchen-
ſtimme untergegangener Völker befindet. Was nächtlich der
Sternenhimmel in lichter Naturſchrift uns aus der Geſchichte
des Weltalls erzählt, ſpricht auch unverſtanden zu unſerer
Phantaſie in erhebenden Tröſtungen ewiger Geſetzlichkeit. Eine
Inſchrift menſchlicher Hand aber, in der untergegangene Ge-
ſchlechter das tiefe Bedürfnis hatten, zur Nachwelt zu ſprechen,
dringt wie ein Ruf nach Menſchenverſtändnis und menſchlicher
Teilnahme an unſer Herz. Sie wirkt wie ein Hilferuf auf
uns ein, um das Menſchlichſte des Menſchenweſens, das An-
gedenken der Vergangenheit, zu retten aus dem Meere der
Vergeſſenheit, das auch uns dereinſt überfluten wird.
Wenn die neu entdeckten Pfahlbauten das Thema von ver-
geſſenen Menſchengeſchlechtern in uns aufrufen und Teilnahme
für ihr Daſein erwecken, ſo enthält unſer Wiſſen vom Leben
vorweltlicher Menſchengeſchlechter den Troſt, daß die ſtummen
Ueberreſte ihrer einſtmaligen Exiſtenz ein ſprechendes Zeugnis
ablegen, an das ſie ſelber nicht gedacht. Wo aber eine In-
ſchrift in rätſelhafter Form vor uns ſteht, drückt uns das
Gefühl der Ohnmacht nieder, daß auch die höchſte Gabe der
Kultur, das Schriftwort, vergeblich der Vergeſſenheit entgegen-
wirken, vergeblich den Notſchrei nach Erlöſung in unſeren
Herzen erſchallen laſſen ſoll. Wir ſtehen entſetzt vor dem
Rätſel, daß das Schickſal nicht nur die Vernichtung
geſſenen Menſchengeſchlechtern in uns aufrufen und Teilnahme
für ihr Daſein erwecken, ſo enthält unſer Wiſſen vom Leben
vorweltlicher Menſchengeſchlechter den Troſt, daß die ſtummen
Ueberreſte ihrer einſtmaligen Exiſtenz ein ſprechendes Zeugnis
ablegen, an das ſie ſelber nicht gedacht. Wo aber eine In-
ſchrift in rätſelhafter Form vor uns ſteht, drückt uns das
Gefühl der Ohnmacht nieder, daß auch die höchſte Gabe der
Kultur, das Schriftwort, vergeblich der Vergeſſenheit entgegen-
wirken, vergeblich den Notſchrei nach Erlöſung in unſeren
Herzen erſchallen laſſen ſoll. Wir ſtehen entſetzt vor dem
Rätſel, daß das Schickſal nicht nur die Vernichtung