Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 17-21, 1897

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550132 und wahrſcheinlich iſt dem Leſer auch ſchon der Grund dieſer
auffallenden Begünſtigung bekannt:
es iſt der Golfſtrom,
dem wir ſolche große Wohlthat verdanken, jene außerordent-
lich große und breite Strömung inmitten des Ozeans, welche
aus den gewaltigen, ſonnendurchglühten, tropiſchen Meeren
Weſtindiens her ihren Lauf ſchräg durch den Atlantiſchen
Ozean an die europäiſche Küſte nimmt, um dann durch das
Norwegiſche Meer hindurch und an Spitzbergen vorbei dem
Nördlichen Eismeer zuzuſtrömen, wo die Strömung ſich all-
mählich verliert.
Die Wärme, welche dieſe Strömung fort
und fort, ſchon ſeit Jahrtauſenden aus den tropiſchen Meeren
an unſere Küſte trägt, wirkt in nachdrücklicher Weiſe auch auf
die Lufttemperatur auf dem Ozean ein, und da im centralen
Europa weſtliche Winde die vorherrſchenden ſind, ſo überflutet
meiſt eine mild-warme, ozeaniſche Luftſtrömung weithin unſern
bevorzugten Kontinent und bewirkt, daß unſere Winter ver-
hältnismäßig milde ſind, und auch, daß unſere Sommer nicht
gar zu heiß ausfallen.
Daher kommt es, daß z. B. Berlin mildere Winter hat,
als New-York, trotzdem dies weit ſüdlicher liegt, nämlich auf
derſelben geographiſchen Breite wie in Europa Rom.
Auf
derſelben Breite, auf welcher Deutſchland und Großbritannien
liegen, liegt in Amerika Labrador, von deſſen furchtbar ſtrenger
Winterkälte wir uns gar keinen Begriff machen können, und
deſſen wärmſter Sommermonat nicht wärmer iſt als unſer
April, da ſeine Küſten unausgeſetzt von einer ſehr kalten, aus
dem Eismeer ſtammenden Strömung beſpült werden.
Und je
weiter wir nach dem europäiſchen Norden kommen, um ſo
fühlbarer wird der Unterſchied, welcher zwiſchen der thatſächlich
herrſchenden Temperatur beſteht und derjenigen, welche der
betreffenden geographiſchen Breite eigentlich zukommt.
An der
Norwegiſchen Küſte, die in ihrer ganzen Ausdehnung vom
Golfſtrom beſpült wird, iſt der Winter volle 20 Grad

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