Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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55773 Tier ſind. Mit anderen Worten: es giebt Weſen, die genau
ihrem ganzen Weſen nach die Mitte zwiſchen echten, zweifel-
loſen Tieren und echten, zweifelloſen Pflanzen halten.
Sie ſind weder vollſtändig Tier noch vollſtändig Pflanze,
ſondern ſtehen auf der Stufe zwiſchen beiden Lebensformen, die
ſich in ihnen vereinigen.
108[Figure 108]Fig. 19.
Geſtielte Infuſorien, ſtark
vergrößert.
Sollte einer oder der andere un-
ſerer Leſer meinen, die mit ſelbſt-
ſtändiger Bewegung begabten Lebe-
weſen müßten wohl ſtets Tiere ſein,
weil ſie ſonſt irgendwo angewachſen
wären, wie dies bei den Landpflanzen
der Fall iſt, ſo wollen wir durch einige
Beiſpiele zeigen, wie es wirkliche
Tiere giebt, welche feſt angewachſen
ſind und wie Pflanzen nach Tierart
leben.
Es giebt ganze Maſſen kleiner
Tierchen, die man zu den Infuſorien
zählt, welche an feine Fäden ange-
wachſen ſind, die ſich pfropfenzieher-
artig zuſammenziehen und wieder
fadenartig ausdehnen können (Fig.
19).
Durch dieſes Zuſammenziehen und
Dehnen iſt es den Tieren gegönnt, ſich eine kleine Strecke im
Waſſer hin und zurück zu bewegen.
Sie vermögen ſich auch
nach rechts und links hin zu begeben, ſoweit es ihnen der Faden,
an dem ſie angekettet ſind, geſtattet.
Meiſthin ſind mehrere
ſolcher Tierchen mit ihren Fäden an einen gemeinſchaftlichen
Faden gefeſſelt.
Sie bilden alſo eine Kolonie, eine Familie,
eine Geſellſchaft, oder wenn man will, einen Staat, und führen
ein höchſt ſozialiſtiſches Leben.
— Genug, ſie ſind feſtgewachſen
und ſind nach jetziger Anſicht aller Gelehrten doch keine Pflanzen.

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