Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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teilweiſe unbekannte Olymp. Gewöhnt, — oder vielleicht auch
verwöhnt — durch anderweitige ältere Forſchungen über
den Kultus der Semiten Näheres zu vernehmen, wäre uns
ein Nachweis über dieſes Götter-Tribunal oder dieſe Götter-
Hierarchie eine willkommene Gabe.
Wie ſehr wir Urſache haben, dieſen Wunſch erfüllt zu
ſehen, wird ein Fall zeigen, worin ſich erweiſt, daß Geſtalten
des aſſyriſch-babyloniſchen Kultus ſich auf einem merkwürdigen
Umwege ſelbſt bis in unſere modernen chriſtlichen Kirchen ver-
pflanzt haben.
Zu den Ornamenten der Kanzeln chriſtlicher Kirchen ge-
hören die von Alters her auf uns überkommenen Bilder eines
Menſchen, eines Löwen, eines Ochſen und eines Adlers.
Sie
ſollen bedeuten die vier Evangeliſten, Matthäus, Markus,
Lukas und Johannes.
Fragt man, wie die mittelalterliche
Symbolik zu dieſen Gebilden kam, ſo ergiebt die Forſchung,
daß der Prophet Heſekiel im erſten Kapitel ſeiner Weiſſagungen
eine ſehr ausführliche Schilderung des Thrones Gottes giebt,
wie er ihm gezeigt wurde im Lande der Chaldäer.
Darin
findet ſich nun die Beſchreibung von vier ſehr wunderbar mit
Flügeln und Rädern ausgeſtatteten Trägern dieſes Thrones,
“deren Angeſichte zur Rechten gleich waren dem eines Menſchen
und eines Löwen und zur Linken gleich waren dem eines
Ochſen und eines Adlers.
” Für die mittelalterliche Vorſtellung
war es ſelbſtverſtändlich, daß Heſekiel in den vier Geſtalten
die vier Träger des Chriſtentums, die Evangeliſten, geſchaut
und deshalb wurde es auch für angemeſſen erachtet, die Kanzeln,
welche vom Geiſt der Evangelien getragen ſein ſollen, mit
dieſen Emblemen zu ſchmücken.
Geht man aber weiter und fragt ſich, was hat denn
eigentlich der Prophet Heſekiel im Lande der Chaldäer geſehen,
das ihn zu dieſer Phantaſie anregte?
— ſo findet ſich’s, daß
er in Wirklichkeit nur das geſehen hat, was uns jetzt ein

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