Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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57086 über die wir uns gern den Kopf zerbrechen würden, wenn
nicht die Philoſophie ſie in Beſchlag genommen hätte, die
Philoſophie, die bekanntlich immer dort anfängt, wo das
menſchliche Wiſſen aufhört.
Da es aber eine Thatſache iſt,
die man nicht laut genug verkünden kann, daß die Natur-
wiſſenſchaft nur an der Hand der Unterſuchung und Erfahrung
ihren hohen Wert erhalten hat, während auf dem Wege der
Philoſophie nicht viel gewonnen worden iſt, ſo werden es
unſere Leſer verzeihen, wenn wir etwas unphiloſophiſch zu
Werke gehen, und — ſo weit es ſich nur thun läßt, — lieber
von der Empfindung als vom bloßen Bewußtſein, lieber von
der Bewegung als vom freien Willen ſprechen.
Zum Troſt
für diejenigen, die dem verzeihlichen Drang nicht widerſtehen
können, ſich in dieſe ſehr rätſelhaften Gebiete zu begeben,
wollen wir hier nur ſagen, daß wir beim Leben des Menſchen
oder der ſogenannten Seelenthätigkeit desſelben noch zeitig
genug Ausflüge in dieſes Gebiet werden machen müſſen.
Wenn wir von der Empfindung ſprechen, welche Tiere
beſitzen, ſo meinen wir, wie geſagt, die bewußte Empfindung;
wenn wir von den Bewegungen der Tiere ſprechen, ſo ver-
ſtehen wir darunter die willkürlichen Bewegungen, Eigentüm-
lichkeiten, die die Pflanzen nicht beſitzen.
Eine Pflanze lebt, aber ſie lebt, ohne daß ſie es weiß,
und ohne daß ſie zu leben verlangt.
Sie wächſt, ſie gedeiht,
ſie verkümmert und ſtirbt ab, ohne etwas davon zu empfinden.
Sie hat weder Luſt noch Schmerz, ſie empfindet weder Hunger
noch Durſt.
Ein Tier, ſelbſt das niedrigſte, ja ſogar das
Kind im Mutterleibe empfindet Schmerz.
Ein Tier ſucht das
Leben, flieht den Tod, und hat hierbei eine Beziehung zur
Welt außer ihm, die förderlich oder zerſtörend auf dasſelbe
einwirkt.
Eine Pflanze lebt; aber ſie bewegt ſich nicht aus eigenem
Willen, nach eigenem Wohlgefallen;
das Tier, namentlich

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