Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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57490 fenden fehlt; ganz ebenſo iſt der Schmerz nicht vorhanden,
wenn das Gehirn in einen Zuſtand verſetzt wird, in welchem
es die Fähigkeit zu empfinden zeitweiſe verliert.
Man hat aber noch ſchlagendere Beweiſe, daß die Em-
pfindungen ihren Sitz nur im Gehirn haben, daß der Zuſtand
eines ſchlimmen Fingers nur die Urſache iſt, daß man Schmerz
im Gehirn empfindet, und daß es nur durch einen beſondern
Umſtand, den wir noch näher kennen lernen werden, hervor-
gebracht wird, daß der Menſch ſeinen Schmerz in dem Finger
glaubt.
Von dieſen höchſt auffallenden Beweiſen, die man
ſehr leicht zu führen imſtande iſt, wollen wir im nächſten Ab-
ſchuitt ſprechen.
XXXIII. Wo man die Schmerzen hat.
Es kommt ſehr oft vor, daß Bleſſierte oder Operierte, die
einen Fuß nebſt Knie und halbem Oberſchenkel verloren haben,
über heftige Schmerzen klagen, die ſie in den Zehen, in der
Sohle, oder ſonſt einem Teil ihres gar nicht mehr exiſtierenden
Beines empfinden.
— In früheren Zeiten hatte man davon
abergläubiſche Vorſtellungen und redete ſich die ſonderbarſten
Dinge ein von den Gliedern, die auch nach der Trennung vom
Leibe in gewiſſer geiſterhafter Beziehung zum Leibe ſtänden;
wer ſolchen Aberglauben nicht teilte, der meinte, daß die
Klagenden nur an Einbildungen litten, oder ihre Umgebung
belögen.
Jetzt weiß man es anders und richtiger.
Die Verletzung irgend einer Stelle des Körpers, ein
Schnitt im Finger zum Beiſpiel, iſt die Urſache eines Schmerzes,
und zwar deshalb, weil mit der Verletzung auch Nerven ver-
letzt worden ſind, die ſich in allen Teilen des Körpers in
äußerſt feinen Fädchen verteilt befinden.
Dieſe Nerven

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