Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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Das Tier unterſcheidet ſich hauptſächlich von der Pflanze
dadurch, daß es fähig iſt zur bewußten Empfindung und will-
kürlichen Bewegung;
dennoch giebt es eine ganze Maſchinerie
im Körper des Tieres, die thätig iſt, ohne daß das Tier etwas
davon empfindet, und ohne daß die Bewegungen dieſer Ma-
ſchine und ihre Thätigkeit vom Willen des Tieres abhängen.

Man nennt dieſe Maſchinerie, oder richtiger deren Lebens-
thätigkeit im Tierkörper, das vegetative Leben.
Da der Menſch in dieſer Beziehung dem Tiere gleicht, ſo
wollen wir die Beiſpiele hierfür aus dem Leben des menſch-
lichen Körpers entnehmen.
Jeder Menſch muß z. B. eſſen, trinken, atmen und auch
gewiſſe Stoffe von ſich ausſcheiden.
Während des Eſſens hat
er die bewußte Empfindung von dem, was er thut, und thut
dies auch mit freiem Willen.
Er kann ſich eine Zeitlang des
Eſſens und Trinkens enthalten, ja er kann ſogar eine kurze
Weile den Atem einhalten, er vermag die Ausſcheidung der
Stoffe bis zu einem gewiſſen Punkte zu unterdrücken.
Aber
dauernd iſt dies nicht möglich;
er wird vielmehr von einer
inneren Kraft, der er keinen Widerſtand leiſten kann, ge-
zwungen zu dieſen Lebensthätigkeiten.
Man ſieht, daß Eſſen,
Trinken, Atmen und Ausſcheiden gewiſſer Stoffe bis zu einer
gewiſſen Grenze von ſeinem Willen abhängen, und daß er dies
auch mit bewußter Empfindung thun oder laſſen kann;
iſt dieſe
Grenze aber überſchritten, ſo nötigt ihn eine innere Maſchinerie,
dies ſelbſt und ohne ſein Bewußtſein und, noch mehr, ſelbſt
gegen ſeinen Willen zu thun.
Schon in dieſen Beziehungen iſt das Tier, und auch der
Menſch, halb und halb, das heißt über eine gewiſſe Grenze
hinaus, der Pflanze gleich, die ohne Bewußtſein und Willen
leben muß.
Es geht dies aber mit der inneren Maſchinerie
noch weiter.
Haben wir z. B. einen Biſſen im Munde, ſo
können wir denſelben mit Bewußtſein und Willen wieder aus-
A. Bernſtein, Naturw. Volksbücher X.

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