5951
bindung und geht eine neue ein, wobei der zweite Stoff frei
wird. Um dies deutlich zu machen, erinnern wir nochmals
an das Kalium-Metall, das man in einen Teller mit Waſſer
wirft. Das Kalium-Metall hat größere Neigung zum Sauer-
ſtoff des Waſſers, es reißt aus dem Waſſer den Sauerſtoff
an ſich, und dadurch wird der Waſſerſtoff des Waſſers frei.
wird. Um dies deutlich zu machen, erinnern wir nochmals
an das Kalium-Metall, das man in einen Teller mit Waſſer
wirft. Das Kalium-Metall hat größere Neigung zum Sauer-
ſtoff des Waſſers, es reißt aus dem Waſſer den Sauerſtoff
an ſich, und dadurch wird der Waſſerſtoff des Waſſers frei.
Man kann ſich hierbei die Vorſtellung machen, als ob im
Waſſer eine Art Ehe zwiſchen dem Sauerſtoff und dem Waſſer-
ſtoff ſtattgefunden hätte; das Kalium aber iſt der Friedens-
ſtörer, der dazu kommt und nicht nur dieſe Ehe trennt, ſondern
auch mit dem einen Gatten, dem Sauerſtoff, eine neue Ehe ein-
geht, während der andere Gatte, der Waſſerſtoff, auf und davon
ziehen muß.
Waſſer eine Art Ehe zwiſchen dem Sauerſtoff und dem Waſſer-
ſtoff ſtattgefunden hätte; das Kalium aber iſt der Friedens-
ſtörer, der dazu kommt und nicht nur dieſe Ehe trennt, ſondern
auch mit dem einen Gatten, dem Sauerſtoff, eine neue Ehe ein-
geht, während der andere Gatte, der Waſſerſtoff, auf und davon
ziehen muß.
Man ſollte nun glauben, daß dem Waſſerſtoff, dem die
Ehe eben ſo ſchlecht bekommen iſt, lange Zeit braucht, ehe er
wieder Luſt hat, eine zweite Verbindung, eine zweite Ehe ein-
zugehen. Das iſt aber nicht der Fall. Es findet gerade das
Gegenteil ſtatt. Läßt man zwar dem Waſſerſtoff Zeit, ſo geht
er durchaus nicht leicht in eine neue Verbindung ein. Bietet
man ihm aber im Augenblick, wo er frei wird (“nascierender”
Waſſerſtoff), ſogleich einen Stoff dar, mit dem er ſich verbinden
kann, ſo geht er dieſe neue Verbindung ſehr begierig ein.
Woher dieſe Erſcheinung rührt, können wir jetzt noch nicht
auseinanderſetzen, jedenfalls aber lernen wir hier ein wichtiges
chemiſches Geſetz kennen, das folgendermaßen lautet: Ein
chemiſcher Stoff hat im Augenblick, wo er eben erſt aus einer
alten Verbindung verdrängt wird, die größte Luſt, ſich mit
einem andern Stoff zu verbinden. Dieſe Luſt iſt gerade in
dieſem Augenblick ſo ſtark, daß er zugreift und die Verbindung
eingeht, ſelbſt wenn er ſonſt wenig Neigung zu ſolcher Ver-
bindung hat.
Ehe eben ſo ſchlecht bekommen iſt, lange Zeit braucht, ehe er
wieder Luſt hat, eine zweite Verbindung, eine zweite Ehe ein-
zugehen. Das iſt aber nicht der Fall. Es findet gerade das
Gegenteil ſtatt. Läßt man zwar dem Waſſerſtoff Zeit, ſo geht
er durchaus nicht leicht in eine neue Verbindung ein. Bietet
man ihm aber im Augenblick, wo er frei wird (“nascierender”
Waſſerſtoff), ſogleich einen Stoff dar, mit dem er ſich verbinden
kann, ſo geht er dieſe neue Verbindung ſehr begierig ein.
Woher dieſe Erſcheinung rührt, können wir jetzt noch nicht
auseinanderſetzen, jedenfalls aber lernen wir hier ein wichtiges
chemiſches Geſetz kennen, das folgendermaßen lautet: Ein
chemiſcher Stoff hat im Augenblick, wo er eben erſt aus einer
alten Verbindung verdrängt wird, die größte Luſt, ſich mit
einem andern Stoff zu verbinden. Dieſe Luſt iſt gerade in
dieſem Augenblick ſo ſtark, daß er zugreift und die Verbindung
eingeht, ſelbſt wenn er ſonſt wenig Neigung zu ſolcher Ver-
bindung hat.