Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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Merkwürdig iſt noch beim Hören Folgendes.
Vom Lichte wiſſen wir, daß es nicht in die undurchſichti-
gen Körper eindringt.
Es läßt ſich alſo erklären, daß, wenn
der dazu eingerichtete Seh-Nerv den Eindruck des Lichtes nicht
nach dem Gehirn führt, auch dort das Bewußtſein des Lichtes
nicht entſtehen kann.
Beim Schall dagegen iſt es anders. Der
Schall wird zwar durch dicke Mauern und noch mehr durch
weiche Maſſen, die er durchdringen muß, gedämpft, aber er
durchdringt ſie dennoch, ſobald er nur ſtark genug iſt.
Daher kommt es, daß wenn auch durch eine Verletzung
oder Mißbildung des Ohrs und ſeiner Einrichtung der Schall
nicht auf dieſem Wege zum Gehör-Nerv dringt, das Gehirn
dennoch hören kann, weil dann der Schall durch die Schädel-
wände zum innern Ohre geht.
So hört der Taube, ſo lange
ſein Gehörnerv unverletzt iſt, das Ticken einer Uhr, wenn er
ſie in den Mund nimmt.
Er vernimmt die Töne eines Klaviers,
wenn er mit den Zähnen einen ſtählernen Stab feſthält, der
das Inſtrument berührt.
Ja jeder Geſunde kann ſich davon
überzeugen, daß der Schall zum Gehirn gelangt ohne ſeinen
Weg durch das Ohr zu nehmen.
Hält man nämlich eine an-
geſchlagene Stimmgabel vor ſich, ſo vernimmt man gar nichts,
oder nur ein ſehr ſchwaches Tönen.
Sowie man aber die
Stimmgabel auf den Kopf ſetzt und den Stiel feſt gegen die
Kopfknochen andrückt, hört man den Ton ſehr laut und deutlich.
Ähnlich wie mit den bisher erwähnten Nerven iſt es mit
dem Geſchmacksnerven der Fall.
Auch dieſer geht in der Nähe
der Stelle, wo die andern Sinnesnerven vom Gehirn aus ent-
ſpringen, nach den Organen des Geſchmacks, nach Zunge und
Gaumen, und verbreitet ſich hier in feine Äſte.
Vernichtet
man dieſen Nerv, ſo verliert man das Vermögen, den ver-
ſchiedenen Geſchmack verſchiedener Dinge zu empfinden, obwohl
ſonſt Zunge und Gaumen zu allen andern Dingen, die ſie ver-
richten, noch die Fähigkeit behalten.

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