Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897
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606122 ſie trotzig macht und zum Stillſtand zwingt. Und wenn wir
auch die durchſchnittenen Nervenenden noch ſo nahe an einander
brächten, daß kaum ein Härchen dazwiſchen kann, ſo würden
die Boten des Gehirns, die wahrſcheinlich nicht Turnen gelernt
haben, doch nicht von einem Ende zum anderen hinüberſpringen
können.
Der angeſtellte Verſuch belehrt uns alſo über die ſehr
wichtige Thatſache, daß die Nerven die Aufgabe haben, den
Befehl zur Bewegung vom Gehirn den Muskeln zu über-
tragen.
Wir werden ſehen, daß ſie außerdem noch andere
wichtige Dienſte leiſten.
XLIV. Eine weitere Folge der Nerven-
durchſchneidung.
Der Froſch, dem wir einen Nerven durchſchuitten haben,
bietet uns noch eine andere intereſſante Erſcheinung dar, die
uns weiteren Aufſchluß über das Leben und Treiben der
Nerven giebt.
Wir bemerken nämlich, daß das Bein der
operierten Seite nicht allein bewegungslos daliegt, ſondern
daß es auch vollſtändig gefühllos geworden iſt.
Wenn wir
den Froſch an irgend einer anderen Hautſtelle kneipen oder
ſtechen, ſo erfolgt eine ſehr kräftige Reaktion des Tieres, indem
es entweder das Bein gegen das angreifende Inſtrument ſtemmt
oder ſich durch die Flucht dem Angriffe zu entziehen ſucht.
Verſuchen wir dies dagegen an dem gelähmten Beine, ſo
kümmert ſich der Froſch nicht im Geringſten darum.
Mögen
wir es noch ſo ſehr kneipen und quetſchen, ja ſelbſt das ganze
Bein mit der Scheere abſchneiden, es erfolgt darauf nicht die
mindeſte Schmerzensäußerung von ſeiten des Froſches.
Dieſe auffallende Erſcheinung läßt ſich nur in einer

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