Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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Die indianiſchen Volksſtämme Nord-Amerikas bereiten aus
dem Saft von Pflanzen auf noch unbekannte Weiſe ein Gift,
in welches ſie die Spitzen ihrer Pfeile tauchen.
Dieſes Gift,
Pfeilgift genannt, tötet, wenn es auch nur in ſehr kleiner
Menge in eine Hautwunde eindringt, in wenigen Minuten.
Der Tod tritt anſcheinend in ſehr milder Form auf. Denn
der Getroffene ſinkt lautlos zuſammen, ohne das geringſte
Zeichen des Schmerzes von ſich zu geben.
Kein Zucken und
kein Stöhnen verrät einen inneren Kampf zwiſchen Tod und
Leben.
Dieſes fürchterliche und geheimnisvolle Gift iſt nach
Europa gebracht und hier unterſucht worden.
Es hat ſich
hierbei ergeben, daß dasſelbe ein Nervengift ſei.
Zugleich
aber hat die Wiſſenſchaft dabei den Triumph gefeiert, ein
Mittel ausfindig zu machen, durch welches das ſonſt unrettbar
verlorene Leben eines Vergifteten ſicher erhalten werden kann.
Um die Wirkungen des Pfeilgiftes näher kennen zu lernen,
vergiften wir einen Froſch damit.
Wir bringen ihm eine
äußerſt geringe Menge davon durch eine kleine Wunde unter
die Rückenhaut und ſehen nun zu, was ſich darauf ereignen
wird.
Der Froſch bietet uns dasſelbe Bild dar, wie es von
jenen Unglücklichen geſchildert wird, die von einem vergifteten
Pfeile getroffen wurden.
Seine Bewegungen werden ſchwächer
und ſchwächer, das Atmen hört ganz auf und bald merken
wir, daß er nicht mehr imſtande iſt, die geringſte Bewegung
auszuführen.
Wir können ihn kneipen und ſtechen, wo wir
wollen und ſo ſtark wir wollen, es erfolgt darauf nicht das
leiſeſte Zeichen irgend einer Schmerzempfindung.
Man ſollte nun meinen, daß der Froſch tot ſei. Keines-
wegs.
— Unſer Froſch lebt noch, er iſt nur ſcheintot. Trotz-
dem kein Zeichen des Lebens an ihm wahrzunehmen iſt, iſt
dieſes dennoch nicht in ihm erloſchen.
Es iſt nur in einer
höchſt ſonderbaren Weiſe gehindert, ſich auf irgend eine Art
zu äußern.
Wie dies zugeht, werden wir gleich ſehen.

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