Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 17-21, 1897

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61432 Merkmal der Menſchennatur in die Herrſchergabe über die
Naturkräfte
verlegt.
Gott ſegnet die Menſchen und ſpricht zu
ihnen
:
erfüllet die Erde und beherrſchet ſie! Der Dichter
dieſes
Mythus, der nicht wußte, daß Tag und Nacht, Licht und
Finſternis
auf der Erde von der Sonne und der Umdrehung
der
Erde um ihre Axe herrührt, der Sonne und Mond und
das
ganze Heer der Fixſternwelt unterſchiedslos mit einem
Male
entſtehen läßt, er hatte über das Menſchenweſen eine
bewunderungswürdig
richtige Anſchauung.
Er läßt ihn als
Kulturgeſchöpf
auftreten;
denn Kultur iſt ja nichts Anderes
als
die Unterwerfung und die Dienſtbarmachung aller Natur-
kräfte
zum Beſten des Menſchen.
Entſprechend dieſer dichte-
riſchen
Anſchauung, die noch heutigen Tages viele Gemüter
beherrſcht
und als Glaubens-Wahrheit in Millionen Menſchen
fortlebt
, iſt die ganze Natur fertig aus der Hand eines all-
mächtigen
Schöpfers hervorgegangen und der Menſch, ein
Abbild
desſelben, als Herrſcher auf die Erde geſetzt.
In
richtiger
Konſequenz dieſer gläubigen Aunahme iſt auch alles,
was
das Menſchenweſen von dem Tierweſen unterſcheidet,
nicht
ein Produkt des menſchlichen Geiſtes und ſeiner Ent-
wickelungsfähigkeit
, ſondern das Produkt einer ihm oktroyierten
Offenbarung
aus dem Geiſte ſeines Schöpfers.
Sitte, Geſetz,
Staat
, Geſellſchaft, alles iſt hiernach in Offenbarungs-Geſetzen
dem
Menſchen als Lehre angewieſen, ein fertiges Gnaden-
geſchenk
, das er empfangen hat und in Gehorſam erfüllen ſoll.
Sein Wiſſen iſt nach dieſer religiöſen Anſchauung nicht gene-
tiſches
Ergründen, ſondern ein Aufnehmen des ihm in Gnade
Verliehenen
.
Sein Forſchen hat eine Grenze an dem, was ihm
ein-
für allemal gegeben.
Hierin, in dem Offenbarten, iſt alles
enthalten
in einer Vollkommenheit, wie der Geber ſelber voll-
kommen
iſt.
Es iſt wohl ein Vertiefen, ein weiteres Suchen
nach
dem richtigſten Verſtändnis der Offenbarung, nicht aber
ein
Erheben über dieſelbe möglich.
Hier liegt die Quelle

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