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Vervollkommnung wir kaum etwas hinzuzuſetzen wiſſen.
Unſere
Civiliſationsbeſtrebungen beſtehen nicht in neuen Lehren, ſon-
dern nur in Klärung und Verallgemeinerung uralter Grund-
züge, die oft in unübertrefflichen Worten uns überkommen ſind.
Was die Menſchengeſchichte uns aus alten Zeiten als Offen-
barung überliefert hat, iſt für jedes edle Menſchenherz noch
heute ein Wiſſen, dem es ſich hingiebt in der freudigen Sicher-
heit, daß in ihr die Quelle des ſittlichen Wohls liegt, welche
den reinſten Beruf der Menſchen ausmacht.
Civiliſationsbeſtrebungen beſtehen nicht in neuen Lehren, ſon-
dern nur in Klärung und Verallgemeinerung uralter Grund-
züge, die oft in unübertrefflichen Worten uns überkommen ſind.
Was die Menſchengeſchichte uns aus alten Zeiten als Offen-
barung überliefert hat, iſt für jedes edle Menſchenherz noch
heute ein Wiſſen, dem es ſich hingiebt in der freudigen Sicher-
heit, daß in ihr die Quelle des ſittlichen Wohls liegt, welche
den reinſten Beruf der Menſchen ausmacht.
Es iſt ein Wiſſen, dem wir uns nicht entſchlagen können,
wenn wir nicht das ganze Band zerreißen wollen, welches uns
mit der Kultur-Entwickelung der Menſchen verknüpft. — Wie
aber verhält ſich hierzu die Wiſſenſchaft? Wenn wir mit dem
Namen Wiſſenſchaft nur diejenigen Geiſtesſchöpfungen bezeich-
nen, welche fern von Spekulation und vorgefaßter Tendenz nur
als Ergebniſſe der Beobachtungen, der Experimente und der
Berechnungen daſtehen, ſo charakteriſiert ſich dieſelbe in allen
Punkten als die vollſte Abweiſung jenes Wiſſens dunkeln Ur-
ſprunges. Die Wiſſenſchaft im ſtrengen Sinne dieſes Wortes
iſt die Konſequenz einer Logik unſeres Verſtandes, welche nichts
für wahr hält, was nicht ſeine Baſis in unumſtößlichen Axiomen
hat, wie es in der Mathematik der Fall iſt. Man kann in der
That ſagen: unſere Wiſſenſchaft hat ihre Grundquelle in der
Mathematik und datiert erſt aus der Zeit des Griechentums,
wo man zum erſtenmal unterſcheiden lernte zwiſchen einer un-
umſtößlichen Gewißheit und einem möglichen Meinen. In der
Wiſſenſchaft gilt keine andere Autorität, als die der allgemeinen
Denkgeſetze. In ihr muß jede Behauptung, welche auf Wahr-
heit Anſpruch macht, auf Beweiſe geſtützt ſein, die kein Men-
ſchenverſtand beſtreiten kann, wenn er ſich nicht ſelber wider-
ſprechen will. Für die Wiſſenſchaft giebt es kein Heiligtum,
keine Tradition, keine Empfindung, kein Wollen, kein Wünſchen.
Ob eine Behauptung beglückend oder bedrückend,
wenn wir nicht das ganze Band zerreißen wollen, welches uns
mit der Kultur-Entwickelung der Menſchen verknüpft. — Wie
aber verhält ſich hierzu die Wiſſenſchaft? Wenn wir mit dem
Namen Wiſſenſchaft nur diejenigen Geiſtesſchöpfungen bezeich-
nen, welche fern von Spekulation und vorgefaßter Tendenz nur
als Ergebniſſe der Beobachtungen, der Experimente und der
Berechnungen daſtehen, ſo charakteriſiert ſich dieſelbe in allen
Punkten als die vollſte Abweiſung jenes Wiſſens dunkeln Ur-
ſprunges. Die Wiſſenſchaft im ſtrengen Sinne dieſes Wortes
iſt die Konſequenz einer Logik unſeres Verſtandes, welche nichts
für wahr hält, was nicht ſeine Baſis in unumſtößlichen Axiomen
hat, wie es in der Mathematik der Fall iſt. Man kann in der
That ſagen: unſere Wiſſenſchaft hat ihre Grundquelle in der
Mathematik und datiert erſt aus der Zeit des Griechentums,
wo man zum erſtenmal unterſcheiden lernte zwiſchen einer un-
umſtößlichen Gewißheit und einem möglichen Meinen. In der
Wiſſenſchaft gilt keine andere Autorität, als die der allgemeinen
Denkgeſetze. In ihr muß jede Behauptung, welche auf Wahr-
heit Anſpruch macht, auf Beweiſe geſtützt ſein, die kein Men-
ſchenverſtand beſtreiten kann, wenn er ſich nicht ſelber wider-
ſprechen will. Für die Wiſſenſchaft giebt es kein Heiligtum,
keine Tradition, keine Empfindung, kein Wollen, kein Wünſchen.
Ob eine Behauptung beglückend oder bedrückend,