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den Zufall, ſie zertrümmert eine herkömmliche Weltanſchauung,
aber ſie hat für die Ordnung des menſchlichen inneren Ge-
triebes und des geſellſchaftlichen Zuſammenhanges die neue
Formel noch nicht aufgefunden.
aber ſie hat für die Ordnung des menſchlichen inneren Ge-
triebes und des geſellſchaftlichen Zuſammenhanges die neue
Formel noch nicht aufgefunden.
Verhehlen wir uns nicht, daß ein ſolcher Zwieſpalt exiſtiert
zwiſchen dem Wiſſen dunkeln Urſprunges, das die Menſchheit
zeither in geſitteten Bahnen geleitet, und der ſtrengen Wiſſen-
ſchaft, die das herkömmliche Weltbild in allen ſeinen Vor-
ſtellungen als Täuſchung aufgedeckt hat. Schon ſeit Jahr-
hunderten iſt dieſer Zwieſpalt den klareren Geiſtern offenbar,
wenngleich ſie in Ehrfurcht oder in Beſcheidenheit, in Toleranz
oder in ſtiller Verzweiflung ihn aufzudecken ſich ſcheuten. In
unſerer Zeit aber tritt ein Geiſt der Wahrheitsliebe einerſeits
und ein Geiſt der Zertrümmerungsluſt andererſeits offener als
je hervor und fordert uns heraus zum Bekenntnis dieſes Zwie-
ſpaltes! Und mitten in dieſem Andrängen, das jeden Denken-
den erfaßt, erhebt ſich auf der einen Seite der Dünkel laien-
hafter Geiſter, die nach gebrechlichen Rezepten wiſſenſchaftlichen
Anſcheins vorgeben, alles zu wiſſen, und auf der andern Seite
die thörichte Anmaßung, die in Glaubensmärchen ſchwelgt und
heilverkündend der Welt zuruft: ich bin unfehlbar.
zwiſchen dem Wiſſen dunkeln Urſprunges, das die Menſchheit
zeither in geſitteten Bahnen geleitet, und der ſtrengen Wiſſen-
ſchaft, die das herkömmliche Weltbild in allen ſeinen Vor-
ſtellungen als Täuſchung aufgedeckt hat. Schon ſeit Jahr-
hunderten iſt dieſer Zwieſpalt den klareren Geiſtern offenbar,
wenngleich ſie in Ehrfurcht oder in Beſcheidenheit, in Toleranz
oder in ſtiller Verzweiflung ihn aufzudecken ſich ſcheuten. In
unſerer Zeit aber tritt ein Geiſt der Wahrheitsliebe einerſeits
und ein Geiſt der Zertrümmerungsluſt andererſeits offener als
je hervor und fordert uns heraus zum Bekenntnis dieſes Zwie-
ſpaltes! Und mitten in dieſem Andrängen, das jeden Denken-
den erfaßt, erhebt ſich auf der einen Seite der Dünkel laien-
hafter Geiſter, die nach gebrechlichen Rezepten wiſſenſchaftlichen
Anſcheins vorgeben, alles zu wiſſen, und auf der andern Seite
die thörichte Anmaßung, die in Glaubensmärchen ſchwelgt und
heilverkündend der Welt zuruft: ich bin unfehlbar.
All dem gegenüber iſt es Pflicht der beſcheidenen Wahr-
heitsliebe, offen zu bekennen, daß wir den Zwieſpalt zu löſen
und die Entſcheidung endgiltig zu treffen nicht im ſtande ſind;
aber hinzufügen dürfen wir: es gereicht unſerem Jahrhundert
reicher Erkenntnis nicht zur Schmach, ſondern zur Ehre, daß
die beſſeren Geiſter von dem Wahn der Allwiſſenheit frei ſind
und der richtigeren Erkenntnis leben, daß die Reihe der Men-
ſchengeſchlechter vor uns und nach uns durch eine Kette des
Fortſchritts verbunden iſt, in welcher wir nur ein einzelnes
Glied ausmachen. Auf der Stufenleiter der Erkenntnis ſtehen
wir nicht an der erſten unterſten Sproſſe, die den Urbeginn
des Menſchendaſeins bildet und nicht auf der letzten, wo
heitsliebe, offen zu bekennen, daß wir den Zwieſpalt zu löſen
und die Entſcheidung endgiltig zu treffen nicht im ſtande ſind;
aber hinzufügen dürfen wir: es gereicht unſerem Jahrhundert
reicher Erkenntnis nicht zur Schmach, ſondern zur Ehre, daß
die beſſeren Geiſter von dem Wahn der Allwiſſenheit frei ſind
und der richtigeren Erkenntnis leben, daß die Reihe der Men-
ſchengeſchlechter vor uns und nach uns durch eine Kette des
Fortſchritts verbunden iſt, in welcher wir nur ein einzelnes
Glied ausmachen. Auf der Stufenleiter der Erkenntnis ſtehen
wir nicht an der erſten unterſten Sproſſe, die den Urbeginn
des Menſchendaſeins bildet und nicht auf der letzten, wo