Bernstein, Aaron
,
Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 17-21
,
1897
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">Zu allen Zeiten, wo große naturwiſſenſchaftliche Entdeckungen
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gemacht worden ſind, hat es Enthuſiaſten gegeben, welche ver-
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lb
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meinten, es ſei damit auch das letzte Problem der Wiſſenſchaft,
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das Geheimnis des Menſchenweſens, des Menſchenlebens und
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/>
der Menſchenſeele nunmehr enthüllt, und es bedürfe fortan nur
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der konſequenten Ausführung der neu angeregten Wiſſenſchaft,
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um ſie für immer abzuſchließen.</
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">Die Übertreibungen der Enthuſiaſten haben denn auch
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regelmäßig den Widerſpruch nicht bloß gegen die Übertreibung,
<
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/>
ſondern gegen den wirklichen Fortſchritt der Wiſſenſchaft wach-
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gerufen und einen Kampf entzündet, der ſich durch Menſchen-
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alter hinzog. </
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">Erſt wenn dieſer ſich abnutzte und auslebte,
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pflegte ſich die neue Entdeckung dem Bereich der Forſchungen
<
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in beſcheidenerer Grenze anzuſchließen und in der Regel erkannte
<
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/>
man dann, daß, wie groß auch der Fortſchritt iſt, er doch nur
<
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/>
die Anſchauung über das Weſen der unendlichen Natur erweitert
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und keineswegs abgeſchloſſen und erſchöpft habe.</
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">Beiſpiele derart bietet das letzte Jahrhundert mannigfach
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dar. </
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">Die Schädel-Lehre von
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">Gall</
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hat ihrer Zeit einen ſo
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gewaltigen Enthuſiasmus erzeugt, daß ein Gerichtshof in Öſter-
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reich ganz ernſtlich an einem des Diebſtahls Angeklagten die
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Unterſuchung ſeines Schädels für maßgebender erklärte, als die
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Zeugenausſage. </
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preserve
">Die Lehre
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sp
">Galls</
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wurde infolge dieſer Über-
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/>
treibung in Öſterreich als “Gottesläſterung” verboten, weil ſie
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die Freiheit des Willens und die Pflicht der Beſtrafung des
<
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Böſen verleugne.</
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">Als
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">Galvani</
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die Entdeckung machte, daß eine elektriſche
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Reizung eines toten Muskels eine Zuckung desſelben zu Wege
<
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bringt, ſtand es bei vielen Enthuſiaſten feſt, daß nunmehr das
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lb
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Geheimnis der ſtets geſuchten Lebenskraft enthüllt ſei. </
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