Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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629145 und ruft im Gehirn Schmerz, in den Muskeln Zuckung hervor.
Probieren wir dieſe Mittel erſt einmal an bereits bekannten
Verſuchsgegenſtänden.
Mit Hülfe dieſer Nervenreize, deren es
noch andere giebt, würden wir nämlich imſtande ſein, in dem
gelähmten Bein jenes Froſches, deſſen Nerv durchſchnitten iſt,
Bewegungen zu erzeugen, von denen das Tier nichts weiß
und die es nicht beabſichtigt, und Empfindungen in ihm zu er-
regen, die es eigentlich nicht hat.
Im erſten Falle brauchen
wir nur das Muskelende, im zweiten nur das Hirnende des
durchſchnittenen Nerven zu reizen.
Stellen wir uns vor, wir hätten jenen Froſch mit dem
gelähmten Bein und dem durchſchnittenen Nerven vor uns
liegen und erteilen nun demjenigen Nervenende, das abwärts
in das Glied hineingeht, einen Nadelſtich oder, was heftiger
und ſicherer wirkt, einen elektriſchen Schlag.
In demſelben
Augenblick macht plötzlich unſer Froſch mit dem gelähmten
Beine, das ſonſt unbeweglich daliegt, einen ſo mächtigen Satz,
daß wir glauben könnten, er hätte einen heftigen Schmerz
empfunden.
Wenn wir aber genauer zuſehen, ſo bemerken wir,
daß nur das gelähmte Bein an dem Sprunge aktiv teilgenommen
hat, während die übrigen Körperteile nur mechaniſch mit fort-
geſtoßen wurden.
Der Vorgang beſchränkte ſich einzig und
allein auf das gelähmte Glied, und da dieſes dem Willen des
Tieres entzogen iſt, ſo hat das Gehirn hierbei offenbar keine
Rolle geſpielt.
Vielmehr iſt für dieſes Glied das Gehirn
gleichſam erſetzt worden durch ein künſtliches Mittel, das mit
ihm die Eigenſchaft teilt, dem Nerven Aufträge zu erteilen,
die er auch getreulich ausführt.
Der von der gereizten Stelle
forteilende Bote überbringt den Befehl innerhalb der Be-
wegungsnerven den Muskeln, die, wenn ſie Überlegung be-
ſäßen, glauben würden, er käme vom Gehirn, und in ihrer
Gewohnheit, demſelben blindlings zu gehorchen, nun nichts
Eiligeres zu thun haben, als ſich ſofort in Bewegung zu ſetzen.
A. Bernſtein, Naturw. Volksbücher X.

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