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LII. Nervenleitung.
Da wir nun nicht mehr abhängig ſind von der Thätigkeit
des Gehirns oder der Haut, um Nervenerregungen zu beob-
achten, ſondern Mittel gefunden haben, dieſelben künſtlich zu
erzeugen, ſo ſind wir jetzt imſtande, unſeren künſtlichen Zungen-
nerven gründlich zu unterſuchen. Ja, wir vermögen ſogar an
jeder beliebigen Stelle desſelben unſere Reizmittel wirken zu
laſſen und können von jedem Punkte aus, wohin wir wollen,
Botſchaften abſenden. Die Annahme ſolcher Depeſchen findet
überall ſtatt, die Ausgabe erfolgt nur im Gehirn oder in den
Muskeln.
des Gehirns oder der Haut, um Nervenerregungen zu beob-
achten, ſondern Mittel gefunden haben, dieſelben künſtlich zu
erzeugen, ſo ſind wir jetzt imſtande, unſeren künſtlichen Zungen-
nerven gründlich zu unterſuchen. Ja, wir vermögen ſogar an
jeder beliebigen Stelle desſelben unſere Reizmittel wirken zu
laſſen und können von jedem Punkte aus, wohin wir wollen,
Botſchaften abſenden. Die Annahme ſolcher Depeſchen findet
überall ſtatt, die Ausgabe erfolgt nur im Gehirn oder in den
Muskeln.
Wir werden uns erinnern, daß unſer künſtlicher Zungen-
nerv zwiſchen Gehirn und Verwachſungsſtelle aus Empfindungs-
faſern und zwiſchen dieſer und der Zunge aus Bewegungs-
faſern beſteht. Wenn wir dieſe Empfindungsfaſern an einer
Stelle elektriſch reizen, ſo wird es uns nicht Wunder nehmen,
daß der Hund Zeichen von Schmerz dabei zu erkennen giebt.
Aber mit Erſtaunen erfüllt es uns, wenn wir ſehen, daß
gleichzeitig Bewegungen in der gelähmten Zunge auftreten.
Wie ſind dieſelben entſtanden? Es giebt hierfür nur eine Er-
klärung. Die Botſchaft der ſtattgefundenen Reizung hat ſich
von dem gereizten Punkte aus nicht nur nach aufwärts zum
Gehirn, ſondern auch nach abwärts in dem Empfindungsnerven
fortgepflanzt und iſt an der Verwachſungsſtelle auf den Be-
wegungsnerv übergegangen, der ſie wie immer den Muskeln
der Zunge zugeleitet hat. Ohne jede Schwierigkeit iſt der
Übergang der abgeſendeten Boten von der einen Nervengattung
auf die andere bewerkſtelligt worden. Es hat an der Grenze
derſelben weder ein Aufenthalt ſtattgefunden, noch war eine
beſondere Anſtrengung nötig, um über dieſelbe hinwegzukommen.
Vielmehr war der Vorgang gerade ſo, als wenn er in
nerv zwiſchen Gehirn und Verwachſungsſtelle aus Empfindungs-
faſern und zwiſchen dieſer und der Zunge aus Bewegungs-
faſern beſteht. Wenn wir dieſe Empfindungsfaſern an einer
Stelle elektriſch reizen, ſo wird es uns nicht Wunder nehmen,
daß der Hund Zeichen von Schmerz dabei zu erkennen giebt.
Aber mit Erſtaunen erfüllt es uns, wenn wir ſehen, daß
gleichzeitig Bewegungen in der gelähmten Zunge auftreten.
Wie ſind dieſelben entſtanden? Es giebt hierfür nur eine Er-
klärung. Die Botſchaft der ſtattgefundenen Reizung hat ſich
von dem gereizten Punkte aus nicht nur nach aufwärts zum
Gehirn, ſondern auch nach abwärts in dem Empfindungsnerven
fortgepflanzt und iſt an der Verwachſungsſtelle auf den Be-
wegungsnerv übergegangen, der ſie wie immer den Muskeln
der Zunge zugeleitet hat. Ohne jede Schwierigkeit iſt der
Übergang der abgeſendeten Boten von der einen Nervengattung
auf die andere bewerkſtelligt worden. Es hat an der Grenze
derſelben weder ein Aufenthalt ſtattgefunden, noch war eine
beſondere Anſtrengung nötig, um über dieſelbe hinwegzukommen.
Vielmehr war der Vorgang gerade ſo, als wenn er in