Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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6546 etwas von dem tiefen Geheimnis des Lebens an ſich erſpähen
laſſen, wenn man es bloßgelegt vor das Auge des denkenden
Menſchen bringt.
Leider aber iſt dies durchaus nicht der Fall.
Man kann mit vollem Rechte ſagen, daß der Naturforſcher
vor keinem ſonſtigen Leibesteil ſo unwiſſend, oder offen geſagt,
ſo dumm daſteht, wie vor einem Gehirn.
An dem Herzen eines Tieres kann man die ſinnreiche
Einrichtung dieſer vorzüglichen Saug- und Druckpumpe leicht
nachweiſen;
man verſteht ſeinen Bau, man begreift die Be-
ſchaffenheit, die Aufgabe ſeiner einzelnen Abteilungen, ſeiner
Ventile.
Man iſt imſtande, ſeine Thätigkeit ſich klar zu machen
und ſelbſt in Einzelheiten zu erläutern.
Lunge, Magen, Darm
und ſonſtige innere Werkzeuge ſind nicht nur in ihren weſent-
lichen Verrichtungen von der Naturwiſſenſchaft erforſcht, ſondern
man vermag auch ihre beſondere Beſchaffenheit und Eigentüm-
lichkeiten gründlich zu erklären.
Selbſt das Auge und deſſen
ſinnreiche Einrichtung iſt vollſtändig begreiflich.
Im Bau des
Ohres, hauptſächlich ſeiner innern Werkzeuge, iſt noch manches
unerklärt, aber im Ganzen iſt man über dasſelbe im Klaren.
Nur vor einem Gehirn, und wäre es ſelbſt das einer recht
dummen Gans, ſteht der Naturforſcher wie vor einem ver-
ſchloſſenen Rätſel und folgt nur den ſchwachen Spuren der
Erklärungen, welche bisherige unzählige Verſuche ermittelt
haben.
Wer aber glaubt, daß das weit ausgebildetere Gehirn eines
Menſchen etwas mehr von der geiſtvollen Einrichtung desſelben
verraten müßte, iſt im Irrtum.
Wer ein Gehirn eines Menſchen
vor ſich hat, der wird ſelbſt unter Anleitung des gelehrteſten
Naturforſchers immer wiederum in unwillkürliches Sinnen ver-
ſinken, und trotz der augenſcheinlichſten Beweiſe ſich nicht des
Zweifels erwehren können, daß auch in ſeinem Kopfe ein
ſolches ſonderbares Gebilde ſeinen Sitz habe, und daß dies es
ſei, welches das Regiment führt über Sinnen, Trachten,

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