66921
Das Gehen verſtand ſie;
aber ſie bewegte ſich nur, wenn ſie
hierzu von außen her gereizt wurde. Wenn man ſie in die
Luft warf, ſo fiel ſie unter Flugbewegungen nieder, vermochte
aber nicht Zäune, Mauern oder, was ihr ſonſt im Wege war,
zu meiden. Wo ſie hinfiel, blieb ſie ſitzen, und war nur zu
einem Geſchäft aufgelegt, nämlich ſich zuweilen zu kratzen und
ihre Federn zu putzen. Hierbei atmete das Tier, wie ſich’s von
ſelbſt verſteht, das Herz ſchlug, der Magen verdaute, der Darm
verrichtete ſeine Dienſte; es war mit einem Worte ein Weſen,
das nur ein Leben im fortwährenden Schlafe führte, ein Leben
ohne Bewußtſein, ohne Schmerz, ohne Luſt, ohne Hunger, ohne
Durſt, ohne Bewegung, ohne Empfindung, eine Art Pflanzen-
leben, das man das vegetative Leben nennt.
hierzu von außen her gereizt wurde. Wenn man ſie in die
Luft warf, ſo fiel ſie unter Flugbewegungen nieder, vermochte
aber nicht Zäune, Mauern oder, was ihr ſonſt im Wege war,
zu meiden. Wo ſie hinfiel, blieb ſie ſitzen, und war nur zu
einem Geſchäft aufgelegt, nämlich ſich zuweilen zu kratzen und
ihre Federn zu putzen. Hierbei atmete das Tier, wie ſich’s von
ſelbſt verſteht, das Herz ſchlug, der Magen verdaute, der Darm
verrichtete ſeine Dienſte; es war mit einem Worte ein Weſen,
das nur ein Leben im fortwährenden Schlafe führte, ein Leben
ohne Bewußtſein, ohne Schmerz, ohne Luſt, ohne Hunger, ohne
Durſt, ohne Bewegung, ohne Empfindung, eine Art Pflanzen-
leben, das man das vegetative Leben nennt.
Hieraus geht hervor, daß die beiden Halbkugeln des großen
Gehirns ſo eigentlich nichts mit der Bewegung des Tieres und
mit der Empfindung desſelben zu thun haben; es iſt vielmehr
das große Gehirn der Sitz des Bewußtſeins, ein Bureau für
das, was man Geiſt nennt, für das, mit welchem Alles, was
die Sinne dahin rapportieren, verſtanden wird. — Wenn die
Taube ohne großes Gehirn doch noch Bewegungen machte, ſo
ſind ſie den Bewegungen, die auch Schlafende ausführen, gleich
zu achten, Bewegungen, die nicht aus dem Willen entſpringen,
ſondern hervorgehen aus einem Reiz, der von innen oder außen
auf den Körper wirkt und ihn veranlaßt, ſeine Lage zu ändern.
Gehirns ſo eigentlich nichts mit der Bewegung des Tieres und
mit der Empfindung desſelben zu thun haben; es iſt vielmehr
das große Gehirn der Sitz des Bewußtſeins, ein Bureau für
das, was man Geiſt nennt, für das, mit welchem Alles, was
die Sinne dahin rapportieren, verſtanden wird. — Wenn die
Taube ohne großes Gehirn doch noch Bewegungen machte, ſo
ſind ſie den Bewegungen, die auch Schlafende ausführen, gleich
zu achten, Bewegungen, die nicht aus dem Willen entſpringen,
ſondern hervorgehen aus einem Reiz, der von innen oder außen
auf den Körper wirkt und ihn veranlaßt, ſeine Lage zu ändern.
Zu welchem Zwecke nun ſind zwei ſolche Halbkugeln des
großen Gehirns nötig? Dieſe Frage läßt ſich aus der bloßen
Beſtimmung des großen Gehirns nicht beantworten. Es läßt
ſich vielmehr leicht einſehen, daß zwei beſondere Bureaus für
den Verſtano zuweilen ſogar ſtörend ſein könnten. Wenn in
dem einen Bureau, in der rechten Hirnhälfte z. B. der Ver-
ſtand ein wenig anders urteilte als in der linken, ſo könnte
freilich manche Konfuſion daraus entſtehen. Indeſſen zeigen
Beiſpiele, daß es ſich mit den zwei Hälften des
großen Gehirns nötig? Dieſe Frage läßt ſich aus der bloßen
Beſtimmung des großen Gehirns nicht beantworten. Es läßt
ſich vielmehr leicht einſehen, daß zwei beſondere Bureaus für
den Verſtano zuweilen ſogar ſtörend ſein könnten. Wenn in
dem einen Bureau, in der rechten Hirnhälfte z. B. der Ver-
ſtand ein wenig anders urteilte als in der linken, ſo könnte
freilich manche Konfuſion daraus entſtehen. Indeſſen zeigen
Beiſpiele, daß es ſich mit den zwei Hälften des