Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

Table of contents

< >
< >
page |< < (22) of 748 > >|
67022 Gehirns ungefähr ſo verhält wie mit den zwei Augen. Man
ſieht mit zwei Augen zwar anders, aber doch nicht mehr als
mit Einem, und Schielende ſehen ſogar mit einem Auge ſchärfer
als mit beiden;
aber dennoch unterſtützen die Augen ſich inſofern,
als ſie ſich ablöſen können, und wenn eins beſchädigt iſt, freut
man ſich gewiß ſehr, noch ein zweites als vortreffliche Reſerve
zu beſitzen.
— Es ſcheint mit den beiden Halbkugeln des großen
Gehirns auch ſo zu ſein.
In ihnen wohnt das Bewußtſein,
und zwar in beiden zugleich und, wie es ſcheint, übereinſtimmend.
Möglicherweiſe kann in der That Geiſtesverwirrung entſtehen
aus einer Ungleichheit in der Thätigkeit beider Hälften, eine
Art geiſtigen Schielens, in welchem der Verſtand die Sachen
ſchief ſieht.
Das aber ſteht feſt, daß, wenn eine Halbkugel ver-
loren geht, doch die andere ſtatt ihrer die ganze Arbeit über-
nimmt und ebenſo für den ganzen Körper denkt, als es früher
beide thaten.
Das Beiſpiel des Bedienten, deſſen wir bereits erwähnten,
bei welchem der volle Verſtand ſich wieder einſtellte, trotzdem
er ſich eine Halbkugel des großen Gehirns faſt ganz zerſtört
hatte, wird hinreichen, zu zeigen, daß man keineswegs mit
einem halben Gehirn nur etwa bei halbem Verſtande zu ſein
braucht;
ebenſowenig wie man mit nur einem Ohr, einem
Auge etwa nur halb ſo viel hört und ſieht als mit beiden.
VIII. Was das kleine Gehirn zu thun hat.
Die Verſuche, die man über die Thätigkeit des kleinen
Gehirns angeſtellt hat, ſind weder ſo zahlreich noch ſo ſicher
wie die über das große.
Das kleine Gehirn liegt zu ſehr ver-
ſteckt unter dem großen, um ihm beikommen zu können,

Text layer

  • Dictionary

Text normalization

  • Original

Search


  • Exact
  • All forms
  • Fulltext index
  • Morphological index