Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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67123 das große bedeutend zu verletzen, und verletzt man das große
Gehirn ſamt dem kleinen, ſo läßt ſich nicht mit Sicherheit ſagen,
welche Erſcheinungen von der Verletzung des großen oder von
der Vernichtung des kleinen Gehirns abhängen.
Auf anderm
Wege dem kleinen Gehirn beizukommen, wie etwa durch Öffnung
des Hinterkopfes, gehört zu den ſchmerzhafteſten Operationen,
die das Leben des Tieres gefährden, und iſt ein ſo heftiger
Eingriff in das Leben, daß man dann erſt recht nicht weiß,
wie viel man von den Erſcheinungen, die ſich zeigen, auf Rech-
nung der Verſuche am kleinen Gehirn zu ſchreiben hat.
Dieſer Umſtand dient freilich den Naturforſchern zur Ent-
ſchuldigung, wenn ſie erſt ſpät über die ſpezielle Thätigkeit des
kleinen Gehirns etwas ſagen konnten.
Die Forſcher haben es nicht an Ausdauer und Mühe fehlen
laſſen, und es ſtellt ſich übereinſtimmend bei ihnen folgendes
Reſultat ziemlich ſicher feſt.
Das kleine Gehirn zeigt in ſeinen oberflächlichen Teilen
gar keine Empfindung.
Man kann Scheiben davon abſchneiden,
ja es teilweiſe abſchälen, ohne dem Tier Schmerz zu verurſachen.
Das kleine Gehirn hat direkt nichts mit dem zu thun,
was man den Geiſt nennt.
Das Tier, dem man ohne ſtarke
Verletzung des großen Gehirns das kleine abgetragen, beſitzt
Willen, Bewußtſein und Empfindung.
Es macht Verſuche zu
entfliehen, es weicht aus, wenn man es ſchlagen will, es ſchreit,
wenn man ihm an irgend einer Stelle des Leibes Schmerz
verurſacht.
Das kleine Gehirn iſt alſo keineswegs eine Art
Zugabe zum großen Gehirn, denn Wille, Bewußtſein und Em-
pfindung, die im großen Gehirn wohnen, haben im kleinen
keineswegs ein beſonderes Abſteigequartier.
Auch auf die Bewegungsfähigkeit des Tieres hat das kleine
Gehirn keinen direkten Einfluß, das heißt, das Tier, dem man
das kleine Gehirn abgetragen, iſt imſtande, nach ſeinem Willen
oder auf äußere Anregung jedes Glied ſeines Leibes

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