Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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67224 zu bewegen. Aber dennoch zeigt ſich ein bedeutender Einfluß
auf die Bewegungen des Tieres, und zwar derart, daß man
auf die Vermutung kommt, daß im kleinen Gehirn die Zu-
ſammenſtellung und Anordnung der Bewegungen ſtattfindet.
Die Tiere verlieren mit dem kleinen Gehirn die Fähigkeit,
ihre Bewegungen zweckmäßig zu ordnen.
Ihr Gang wird
unbeſtimmt, drehend, ſchwankend, nach rechts, nach links, ſogar
rückwärts.
Sie können die Glieder beliebig bewegen und haben
auch den Willen hierzu, indem ſie offenbar die Abſicht haben,
nach einer beſtimmten Stelle hinzugehen;
allein um dies aus-
führen zu können, dazu gehört eine genaue Anordnung in der
Zuſammenziehung der Muskeln, in der Stellung der Beine,
in der Haltung des Schwerpunktes.
Im kleinen Gehirn ſcheint
dieſe Fähigkeit, dieſer Ordnungsſinn, dieſes Wiſſen, was früher
und was ſpäter geſchehen muß, um den beſtimmten Zweck zu
erreichen, zu liegen;
man geht, läuft, ſpringt, man macht die
mannigfachſten Bewegungen mit ſeinem Körper, und alles mit
einem richtigen Aufeinanderfolgen, ſobald das kleine Gehirn
geſund und thätig iſt.
Fehlt dieſe Thätigkeit, oder vernichtet
man das kleine Gehirn, ſo hört dieſe Fähigkeit, die Einzel-
heiten der Bewegungen ſo zu ordnen, daß eine zweckmäßig
zuſammengeſetzte Bewegung daraus entſpringt, auf;
und die
Bewegungen werden widerſprechend und reſultatlos.
Der unſichere Gang der Betrunkenen rührt vielleicht von
einer Schwächung der Thätigkeit des kleinen Gehirns her, und
auch die Unordnung ihrer Gedanken hat möglicherweiſe hierin
ihren Urſprung.
Wer ſich ſelbſt bei einem leichten Rauſch auf-
merkſam beobachtet hat, der wird auch wahrgenommen haben,
daß man die Fähigkeit, die Worte richtig zu ordnen, auf
Momente verliert, ja ſogar die Buchſtaben eines Wortes wider
Willen verkehrt, z.
B. ſtatt “falſche” “Flaſche” ſpricht, obwohl
man ſeinen Irrtum einſieht, und mit einiger Anſtrengung die
richtige Ordnung herausbringt.

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