Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897
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Nachdem wir ſo den Kohlenſtoff in ſeiner urſprünglichen
Geſtalt kennen gelernt haben, wollen wir einmal ſein wunder-
liches Weſen betrachten, das er durch chemiſche Verbindungen
annimmt, und die wichtige Rolle kennen lernen, die er in der
Welt ſpielt.
XXIII. Sonderbare Eigenſchaften des Kohlenſtoffs.
So eigenſinnig der Kohlenſtoff iſt, wenn man ihn allein
behandeln will, ſo gefügig iſt er, wenn man ihm andere Stoffe
darbietet, wit welchen er ſich verbinden kann.
Ja, die eigent-
liche Holzkohle, die wir täglich auf dem Herd und im Ofen
ſehen, hat noch eine beſondere Eigenſchaft, die ihr großen Wert
verleiht und der Grund intereſſanter chemiſcher Erſcheinungen
iſt.
— Dieſe Eigenſchaft iſt die Kraft, die die Holzkohle beſitzt,
Luftarten in ſich einzuſaugen und in ſich zu verdichten.
Schon jede gewöhnliche Kohle, die in gewöhnlicher Luft
liegt, ſaugt ſich voll von dieſer, und zwar in ſo hohem Grade,
daß ſie an fünfundzwanzigmal ſo viel Luft einſaugt, als ſie
groß iſt, d.
h. ein Kubikzoll Kohle kann an fünfundzwanzig
Kubikzoll Luft in ſich aufnehmen.
Die Luft, die in den kleinen
Zwiſchenräumen der Kohle ſteckt, iſt demnach fünfundzwanzig-
mal dichter zuſammengedrängt, als die gewöhnliche Luft.
Es
giebt aber Luftarten, die ſie noch begieriger aufſaugt.
Vom
Ammoniakgas kann ein Stückchen Kohle neunzigmal ſoviel in
ſich einſaugen, als das Stückchen Kohle groß iſt.
Man kann ſich alſo denken, daß die Kohle ein ſehr geeig-
netes Mittel iſt, gewiſſe Gaſe aus andern Stoffen zu entfernen.
Daher iſt es ſehr wichtig, fauliges oder mit fremden Gaſen
gemiſchtes Waſſer durch Kohlen zu filtrieren, und deshalb
werden auch die Fäſſer, in welchen man das Waſſer für See-
reiſende aufbewahrt, inwendig ſchwach verkohlt.
Und dies

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