Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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Der Menſch braucht nicht zu ſterben, um die Stoffe wieder
der lebloſen Natur zurückzuerſtatten, denn er ſtattet ſie mit jedem
Aushauchen ſeines Atems, mit jedem Tröpfchen Schweiß, mit
jeder Ausſcheidung ſeines Leibes zurück;
der Stoff wechſelt
fortwährend in ihm, und er vermag auch lebend nicht der
Natur zu verſagen, was ſie von ihm zu fordern hat.
Der Tod iſt auf ein anderes Geſetz gegründet; er liegt in
der Natur des Lebens ſelber.
Vom erſten Moment ab, wo ein Keim im Mutterſchoß
zum Leben befruchtet wird, iſt ihm der einſtige Tod ſchon mit
eingeboren.
Leben und Tod ſind nicht zwei entgegengeſetzte
Erſcheinungen des Stoffes, ſondern ihr Zuſammenwirken iſt
zum Leben gerade notwendig.
Der zarte Keim im Mutterſchoße, der von dem Blute der
Mutter ernährt wird, erhält von dieſem den Stoff, um ſich
auszubilden;
aber der Keim giebt auch ſofort einen verbrauchten
Teil des Stoffes dem Blute der Mutter zurück.
Schon im
Beginn des Lebens ſtirbt ein Blutteilchen, das eben erſt gelebt
hat, ſchnell wieder ab.
Es weilt nur kurze, vielleicht nur
außerordentlich kurze Zeit lebend im Körper, und kaum hat es
den Stoff zum leiblichen belebten Weſen gebildet, ſo kehrt es
ſofort zurück, um als tot aus dem Körper ausgeſchieden zu
werden.
Das, was wir “belebt ſein” nennen, findet nur in
der äußerſt kurzen Zeit ſtatt, die zwiſchen der unaufhörlichen
Bildung des Leibes und der unaufhörlichen Rückbildung des-
ſelben liegt.
Was wir in dieſem Augenblick eſſen, iſt ſchon
bei der Berührung mit dem Speichel chemiſch verändert worden.
Es ſendet vom Magen aus ſchon den flüſſigen Teil ins Blut.
Es verwandelt ſich im Darm ſchon in Speiſeſaft, der, als
Blut verwandelt, zum Herzen wandert.
Es zirkuliert von hier
aus nach den Lungen, um einen Teil, der ſchon abgeſtorben iſt,
auszuatmen, und einen Teil, der noch weitere Verwandlungen
zu machen imſtande iſt, mit Sauerſtoff zu ſättigen.
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