Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897
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Daß man im Schlaf Bewegungen ausführt, die ſonſt nur
durch den Willen vollbracht werden, iſt bekannt.
Man wendet
ſich im Schlaf auf die Seite, legt ſich bequem, ſtreckt ſich, wenn
man lange Zeit eingekrümmt gelegen, deckt ſich auf, wenn es
zu heiß wird, kratzt ſich an Stellen, wo man Iucken empfindet,
und nimmt ſo Handlungen vor, die ſonſt nur auf den Ent-
ſchluß des freien Willens geſchehen.
Es haben aber Verſuche gelehrt, daß ſogar enthauptete
Tiere, z.
B. Fröſche, ſolche zweckmäßige Bewegungen vor-
nehmen, daß ſie Bewegungen ausführen, die ſonſt nur durch
den freien Willen geſchehen.
Man kann daher annehmen, daß
im Schlaf all’ dieſe Bewegungen ohne Beteiligung des ruhenden
Gehirns durch das Rückenmark veranlaßt werden, kurz:
daß
die Bewegungen eines Schlafenden denen eines geköpften Tieres
gleich ſind.
XII. Einſchlafen und Aufwachen.
Der Schlaf alſo iſt eine Ruhe des Gehirns, aber keines-
wegs eine augenblickliche Lähmung desſelben.
Um ſich hiervon
zu überzeugen, braucht man nur auf den Unterſchied zu merken,
der zwiſchen einem ruhenden und einem gelähmten Glied ob-
waltet, den Unterſchied, der ſich oft an Menſchen zeigt, wenn
die eine Seite ihres Geſichtes vom Schlage getroffen worden
iſt.
Die geſunde Seite iſt ſelbſt, wenn ſie ruht, ſo deutlich
unterſchieden von der gelähmten Seite, daß hieraus das ganz
veränderte, ſchiefe Ausſehen herrührt, das ſolche halbſeitig vom
Schlage Getroffene charakteriſiert und ihren Anblick oft ſo ſchreck-
haft macht.
Der Schlafende, obwohl er durch die Ruhe des Gehirns
ohne Willen iſt, um ſeine Muskeln zu bewegen, behält

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