Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897
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69369 Wir ſetzen mit Leichtigkeit über einen Abgrund, der ſieben
Meter breit iſt.
Beim Laufen ſchweben wir faſt, und wären
hier nicht gar zu unmäßig hohe Gebirge, ſo könnten wir in
wenigen Tagen um den ganzen Mond herum rennen.
Unter ſolchen Umſtänden könnte man ſich freilich einbilden,
daß es auf dem Monde ein wahrhaft himmliſches Leben gebe.
Sind die Glieder unſeres Leibes an ſechsmal leichter als auf
Erden, ſo folgt daraus, daß wir an einem Tage ſechsmal ſo
viel verrichten können als auf unſerem irdiſchen Wohnſitz und
deshalb auch wahrſcheinlich ſechsmal weniger Ruhe und Schlaf
bedürfen, um uns zu ſtärken.
Allein wie alles in der Welt
ſeine Schattenſeite hat, ſo iſt es auch hier der Fall.
Was
hilft es uns, daß die Anziehung des Mondes uns ſechsmal
weniger ſchwer macht als die der Erde und darum unſere
Arbeitsfähigkeit um ſechsmal ſteigert, wenn der Tag auf dem
Monde volle zwei Wochen dauert, alſo die Zeit der Arbeit
vierzehnmal länger iſt als auf Erden!
Volle zwei Wochen?
Ja, volle zwei Wochen und ſogar noch achtzehn Stunden
drüber!
Der Mond nämlich, davon überzeugen wir uns hier voll-
kommen, dreht ſich nicht in vierundzwanzig Stunden um ſeine
Axe.
Wenn man will, kann man faſt ſagen, er mache gar
keine eigentliche Umdrehung.
Er läuft, wie man das längſt
weiß, in ungefähr einem Monat in einem großen Kreis um
die Erde, deren ſteter, treuer Begleiter er iſt.
Bei dieſem Um-
lauf wendet der Mond immer und ewig nur die eine Kugel-
Hälfte zur Erde;
wie die andere Hälfte des Mondes ausſieht,
das hat noch kein Menſchenkind geſehen, und das werden wir
auch nie ſehen.
Er gleicht jenen unterthänigſten Dienern
großer Herren, die dieſen ſtets das Geſicht zukehren und nie-
mals den Rücken zeigen.
Während die Erde ſich täglich um-
dreht, und deshalb vom Monde aus von allen Seiten

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