Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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VI. Etwas wiſſenſchaftliche Schwärmerei.
Unſere Schwärmerei ſoll nicht verliebter, ſondern ein wenig
wiſſenſchaftlicher Natur ſein.
Wenn die Menſchen ſtatt auf der Erde auf dem Monde
lebten, was würden dieſe für ſonderbare Begriffe von der Welt
bekommen haben?
Der Mond, das wiſſen wir Erdbewohuer, geht in einem
Kreiſe allmonatlich rings um die Erde;
würden die Menſchen
dies auch gewußt haben, wenn ſie Mondbewohner wären?

Es läßt ſich Tauſend gegen Eins wetten, daß dies nicht der
Fall wäre.
Auf dem Monde — das können wir verſichern —
verſpürt man nicht das mindeſte davon, daß die Mondkugel
auf Reiſen begriffen iſt;
im Gegenteil, wenn man den Mond
mit der ſich ſtets um ihre Axe drehenden Erde vergleicht, ſo
gerät man auf die natürliche Vermutung, daß der Mond ein
feſter, unbeweglicher Wohnſitz ſei, während alles andere in Be-
wegung iſt.
Nichts ſcheint von hier aus natürlicher, als daß
die Erde es iſt, welche den Mond umkreiſt, daß die Erde ſo
zu ſagen nur geſchaffen iſt, um die Nächte des Mondes zu
beleuchten, ganz ſo wie manche Menſchen auf Erden ſich ein-
bilden, daß der Mond nur da ſei, um der Erde als Fackel-
träger zu dienen.
Vom Mond aus erſcheint aber die Erde an vierzehnmal
größer als die Sonne.
Sicherlich würde eine Bibel, auf dem
Monde geſchrieben, die Erde das große und die Sonne das
kleine Geſtirn genannt haben, und ganz ohne Zweifel würden
die Religionsmacher auf dem Monde die Weisheit der Vor-
ſehung geprieſen haben, daß ſie das kleine Geſtirn, die Sonne,
ſtark leuchtend und wärmend, in beſcheidene Ferne hingeſtellt
hat, um den Mond zu bedienen, während das große Geſtirn, die
Erde, mit ihrem milden Lichte ſich der Nähe des Mondes

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