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keiten als der Menſch, dem ſie freilich auch nicht fehlen.
Dieſe
Fähigkeit, die den Namen Inſtinkt führt, lehrt die Spinne ein
Gewebe machen, ſelbſt wenn ſie nie eins geſehen und keine
Ahnung hat, daß es Inſekten in der Welt giebt, die ſich darin
als Speiſe für ſie fangen ſollen. — Und ſo iſt es mit allen
Tieren, mit Ausnahme ſolcher Tiere, die in der menſchlichen
Umgebung leben und von den Menſchen belehrt werden.
Fähigkeit, die den Namen Inſtinkt führt, lehrt die Spinne ein
Gewebe machen, ſelbſt wenn ſie nie eins geſehen und keine
Ahnung hat, daß es Inſekten in der Welt giebt, die ſich darin
als Speiſe für ſie fangen ſollen. — Und ſo iſt es mit allen
Tieren, mit Ausnahme ſolcher Tiere, die in der menſchlichen
Umgebung leben und von den Menſchen belehrt werden.
Der Menſch hingegen wird ſo unfähig geboren und hat
ſo wenig von beſtimmten Gaben zur Welt mitgebracht, daß er
das hilfloſeſte aller Geſchöpfe auf Erden iſt. Von wirklichen
Inſtinkten beſitzt der Neugeborene nur die Neigung und die
Fähigkeit, alles anzuſaugen, was er mit dem Munde erreichen
kann. Dieſe Neigung verliert er nicht nur ſpäter, ſondern er
verlernt auch die Fähigkeit dazu, ſo daß man das Saugen
nach Art der Kinder erſt erlernen und einüben muß, wenn
man es in reiferen Jahren ausüben will.
ſo wenig von beſtimmten Gaben zur Welt mitgebracht, daß er
das hilfloſeſte aller Geſchöpfe auf Erden iſt. Von wirklichen
Inſtinkten beſitzt der Neugeborene nur die Neigung und die
Fähigkeit, alles anzuſaugen, was er mit dem Munde erreichen
kann. Dieſe Neigung verliert er nicht nur ſpäter, ſondern er
verlernt auch die Fähigkeit dazu, ſo daß man das Saugen
nach Art der Kinder erſt erlernen und einüben muß, wenn
man es in reiferen Jahren ausüben will.
Das neugeborene Kalb geht ohne Hilfe ſofort auf die
Mutter zu, um aus ihren Zitzen ſeinen Hunger zu ſtillen;
das neugeborene Menſchenkind hat auch dieſe Fähigkeit nicht,
ſondern es iſt auf die Hilfe der Mutter im ſtrengſten Sinne
des Wortes angewieſen.
Mutter zu, um aus ihren Zitzen ſeinen Hunger zu ſtillen;
das neugeborene Menſchenkind hat auch dieſe Fähigkeit nicht,
ſondern es iſt auf die Hilfe der Mutter im ſtrengſten Sinne
des Wortes angewieſen.
Ja, ſchon im erſten Akt nach der Geburt zeigt ſich der
Unterſchied zwiſchen Tier und Menſch. Die Nabelſchnur, mit
welcher ein lebendig zur Welt kommendes Tier an dem Mutter-
kuchen befeſtigt iſt, iſt entweder an einer Stelle in der Nähe
des Nabels des Jungen ſchwach, ſo daß ſie freiwillig bei der
Geburt zerreißt, oder ſie wird von dem Muttertier an der
richtigen Stelle durchgebiſſen. Beim Menſchen zerreißt ſie
nicht, und auch die Mutter wird von der Natur nicht belehrt,
wie ſie das Kind davon ablöſen ſoll. Kind und Mutter ſind
in dieſer Beziehung auf die Hilfe derer angewieſen, die ein
geiſtiges Verſtändnis davon haben, was hier zu thun ſei.
Unterſchied zwiſchen Tier und Menſch. Die Nabelſchnur, mit
welcher ein lebendig zur Welt kommendes Tier an dem Mutter-
kuchen befeſtigt iſt, iſt entweder an einer Stelle in der Nähe
des Nabels des Jungen ſchwach, ſo daß ſie freiwillig bei der
Geburt zerreißt, oder ſie wird von dem Muttertier an der
richtigen Stelle durchgebiſſen. Beim Menſchen zerreißt ſie
nicht, und auch die Mutter wird von der Natur nicht belehrt,
wie ſie das Kind davon ablöſen ſoll. Kind und Mutter ſind
in dieſer Beziehung auf die Hilfe derer angewieſen, die ein
geiſtiges Verſtändnis davon haben, was hier zu thun ſei.
Die Kultur des Menſchen hat die Verſchärfung, teils