Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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71163 zum andern, ſondern er wirkt auch auf das Klima ein und
zwingt Wolken und Wärme, ihre Bahn nach den Wohnſtätten
der Menſchen einzurichten.
Der Boden, auf dem wir in Deutſchland wohnen, war
vor alten Zeiten teils von waldigen Wildniſſen, teils von
Sümpfen und Moräſten, teils von Sandſtrecken eines zurück-
getretenen Meeresufers bedeckt.
Wo der Urwald herrſcht, da iſt
die Luft kalt.
Es ſammeln ſich über demſelben die Waſſer-
dünſte der Luft, um Wolken entſtehen zu laſſen, und ſie ſchütten
auf dieſe Gegenden den Regen herab, um auf dem Waldgrund
Rieſelbäche zu bilden, die unter dem Schutz des Blätterdaches,
der Farrenkräuter und der Mooſe des Bodens nicht wieder
verdampfen können.
Menſchen und Tiere, die ſich in ſolchen
Gegenden niederlaſſen, leben in einem kalten, naſſen Klima,
das der Geſundheit ſchädlich iſt.
Nur die kräftigſten Stämme
vermögen in demſelben auszudauern, die ſchwächeren ſterben
aus.
Wenn wir von der Kräftigkeit der deutſchen alten Stämme
leſen, vergißt man, daß der Tod frühzeitig die Schwächern
hinraffte und nur eine dünne Bevölkerung übrig ließ, die dem
Klima Widerſtand leiſten konnte.
Wo der Boden ſandig iſt, da iſt er auch kahl. Die Winde
jagen über denſelben hin und führen die Feuchtigkeit hinweg,
und die Sonnenwärme prallt von der weißen Farbe des Erd-
reichs ab, und dringt nicht in die Tiefe, um Pflanzenkeime
zur Frucht heranreifen zu laſſen.
Über der Sandfläche herrſcht
Trockenheit der Luft bei Armut des Bodens;
über dem Ur-
wald herrſcht feuchte Luft bei Näſſe und Üppigkeit des wilden
Pflanzenwuchſes.
Und hier iſt es, wo die Kultur, die Herrſchaft der Menſchen
über die Natur, eingreift.
Sie roden den Wald aus oder
brennen ihn ſtreckenweiſe nieder, um die Sonnenwärme dem
Boden zugänglich zu machen und dem Winde freien Spiel-
raum zu geben.
Die Wolkendecke zerreißt dadurch, und

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