Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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7264 geſetz iſt es höchſt wahrſcheinlich, welches in der entwickelten
Frucht den Lebenstrieb anfacht, im Tiere als Inſtinkt zur
Erſcheinung kommt, im Menſchengeiſt als Lebensliebe auftritt.
Dasſelbe Naturgeſetz teilt auch die ganze Lebenzeit in drei
ziemlich deutliche Abteilungen und verleiht jedem dieſer Lebens-
abſchnitte ſein ganz beſtimmtes Gepräge, ſeine ganz beſtimmte
Aufgabe und bereitet ſo das Ende ſchon im erſten Anfang vor.
Iugend, Reiſheit und Alter giebt ſich in der lebloſen
Natur nicht zu erkennen.
Wir wiſſen zwar, daß die Erde
ſelber verſchiedene Zuſtände bereits durchgemacht hat;
allein
nichts läßt mit Sicherheit darauf ſchließen, daß die Erde
deshalb gealtert ſei, daß ſie nicht in ewiger Entwickelung und
Veränderung ihrer Zuſtände verbleiben wird, ohne jemals ab-
zuſterben.
Anders iſt es in den Weſen, die lebend auf der
Oberſtäche der Erde ihr Daſein haben.
Die Pflanze hat eine
Iugend, ſie hat eine Zeit der Blüte, eine Zeit der Reife ihres
Samens, eine Zeit des Abfallens, des Melkens, des Sterbens;
das Tier und ganz in gleicher Weiſe der Menſch hat ſein
Entſtehen und ſein Vergehen;
ja in ihrem Entſtehen zu einer
beſtimmten Zeit liegt auch das Geſetz des Vergehens in einer
beſtimmten Zeit.
Die Naturwiſſenſchaft vermag es nicht anzugeben, woher
die eine Pflanze nur eine kurze, die andere eine lange Lebens-
dauer hat;
weshalb es Pflänzchen giebt, die im erſten warmen
Sonnenſtrahl entſtehen und inmitten des Frühlings, wo andere
Gattungen erſt zu einem langen Daſein erwachen, ſchon ver-
gehen.
Nur ſoviel hat die Beobachtung gelehrt, daß die
Pflanze an Kraft und Fülle zunimmt bis zu der Zeit, wo ſie
befruchtet iſt und neuen Samen für eine Nachkommenſchaft
ausſtreut, und daß ſie erſt dann verdorrt und abſtirbt, wenn
ſie durch ihr Leben das Daſein künftiger Geſchlechter ge-
ſichert hat.
Es iſt mit dem Tier nicht minder ſo. Die Zeit des

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