Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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72072 ſolch’ einfache Vorſtellungen und Verbindungen von Gedanken
zuſtande zu bringen;
der Hund, der einmal Prügel mit einem
Stock erhalten hat, bringt bei der Wahrnehmung des Stockes
die Prügel damit in Zuſammenhang und wird an die Prügel
denken, ſo oft er den Stock in ähnlicher Stellung ſieht, die er
beim Prügeln einnahm.
Eine höhere Art von Gedanken iſt es ſchon, wenn man
aus der Erfahrung ſich eine Regel macht, und einen Begriff
daraus ableitet.
Wenn ein Kind z. B. während eines ſchweren
Wolkenzuges das Eintreten des Regens erwartet, ſo iſt ſein
Gedankengang nicht viel höher als der eines Hundes, der beim
Stock an Prügel denkt;
wenn aber das Kind ſo weit in ſeinen
Gedanken-Verbindungen geht, auch ohne ſichtbare Wolken die
Regel feſtzuſtellen, daß Wolkenzüge und Regen im Zuſammen-
hange ſtehen, ſo bildet es ſchon einen Begriff und erhebt ſich
ſo zu einer höheren Gedankenreihe.
— Noch höher iſt die
Gedankenreihe, wenn das Kind über den Grund dieſes Zu-
ſammenhanges nachdenkt, die Urſache der Erſcheinung ſucht,
hierbei viele andere Erfahrungen damit vergleicht, um richtige
und falſche Gründe von einander zu unterſcheiden.
In ſolchem
Falle iſt der Geiſt ſchon in einer weit höheren Thätigkeit be-
griffen, ſelbſt wenn es dem Kinde auch nicht gelingt, die
richtige Urſache der Naturerſcheinung ausfindig zu machen.
Immer aber iſt es eine Regel der Geiſtesthätigkeit, daß
die Vorſtellungen, Begriffe und Gedanken nicht willkürlich von
einem zum andern ſpringen, ſondern ſtets einem Faden aus
der bisherigen Reihe der Erfahrungen folgen.
Sehr oft ergeht man ſich in Gedankenflügen, wo man von
einer Vorſtellung auf die tauſendſte hingerät und vergißt,
welchen Weg man hierbei im Geiſte genommen hat.
Man
begreift dann gar nicht, wie man ſo fernliegende Dinge hat
zuſammenbringen können, die nicht die mindeſte Ähnlichkeit
mit einander haben;
wenn man jedoch mit Aufmerkſamkeit

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