Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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72274 aber jedem naturgemäß vorkomnten wird, der ſich ſelbſt in
ſeinen Gedankengängen beobachtet und ſich die Mühe genommen
hat, einmal der Reihe von Vorſtellungen nachzufolgen, die
unwillkürlich in ſeinem Geiſte ſich abgelöſt haben.
— Im
Traume, wo ja die Urteilsfähigkeit völlig fehlt, erreicht dieſe
Verknüpfung von Vorſtellungen, die nur ganz loſen Zuſammen-
hang mit einander haben, ihre höchſte Entwickelung.
Es liegen dieſer Erſcheinung, die auf unſer Denken vom
größten Einfluß iſt, bereits näher gekannte Geſetze zu Grunde;
und dieſe wollen wir uns im nächſten Abſchnitt klar zu machen
ſuchen.
XXIV. Ruheloſigkeit und Ruhe der Gedanken.
Scharfſinnige Naturforſcher haben die Beobachtung gemacht,
daß die Zeit, welche das Gehirn zu einer einzigen Vorſtellung
braucht, außerordentlich kurz, daß ferner ein längeres Verweilen
bei einer Vorſtellung durchaus unmöglich iſt, und daß deshalb
die Gedanken ſofort, wenn ſie eine Vorſtellung gefaßt haben,
unwillkürlich zu weitern Vorſtellungen übergehen.
Man kann z. B. bei dem Gedanken an eine Taube nicht
ſtehen bleiben, man geht vielmehr unwillkürlich auf eine nähere
Betrachtung derſelben, auf ihre Farbe, die Flügel, Füße
u.
d. m. ein; bald verweilt man auch hierbei nicht mehr, ſondern
geht auf die Umgebung über, denkt ſich ihren Standpunkt, ihren
Flug durch die Luft, und kommt ſo, ohne es zu merken, auf
ganz neue Reihen von Vorſtellungen, die wiederum von andern
Vorſtellungen abgelöſt werden.
Dieſer Umſtand führt auf die ſehr begründete Vermutung,
daß das Gehirn, überhaupt bei einem wachenden Menſchen,
nicht ruht, ſondern unausgeſetzt thätig iſt, und zwar mit

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