Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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72476 einander hervor, wie ſchwarz und weiß, kalt und warm, naß
und trocken;
ſelbſt die nicht naturgemäßen, ſondern nur zu-
fällig als Gegner bekannten Perſönlichkeiten und Nationen
werden eine durch die andere in Gedanken hervorgerufen.
Man
nennt dieſe Erſcheinung Gedankenverknüpfung oder Ideen-
Aſſociation
.
Intereſſant iſt es zu beobachten, wie es mit den Gedanken
oft ganz ſonderbar geht.
Auch der Fleißigſte und Geiſtreichſte
bringt zuweilen ein halbes Stündchen zu, bei deſſen Ablauf er
durchaus nicht ſagen kann, woran er gedacht hat.
Er weiß
es wohl, daß er an Vieles gedacht habe, und ſicherlich wäre
kein Maler in der Welt Zeit ſeines Lebens imſtande, all das
zu malen, was in der einen halben Stunde durch das Hirn
dieſes ſcheinbar Müßigen gegangen.
Und doch iſt nichts in
dem Gedächtnis hiervon geblieben, weil trotz des regelrechten
Ganges der Gedanken keiner derſelben einen hervorragenden
Eindruck auf den Denkenden gemacht hat.
— Den Männern
geht beim Rauchen und den Damen beim Stricken oft eine
ganze Welt durch den Sinn, von welcher, wenn ſie ſich be-
ſinnen, auch nicht die geringſte Spur verblieben iſt.
Nur
wenn ein beſonderer Gedanke hervorragend das Intereſſe in
Anſpruch genommen hat, oder wenn auch nur eine Vorſtellung
im Lauf all der Vorſtellungen mehreremale wiedergekehrt iſt,
nur dann wird man ſich deren bewußt und glaubt oft ganz
irrtümlich, ſich die ganze Zeit damit beſchäftigt zu haben.
Dem Gehirn iſt es ſo notwendig, ſtets mit Vorſtellungen
zu wechſeln, oder ſie zu ganzen Bildern der umfaſſenden
Gedanken auszuführen, daß jede Unterhaltung oder jedes Buch,
das zu lange bei einer Vorſtellung, einem Gedanken verweilt,
nur Unbehagen, nur Verſtimmung des großen Gehirns hervor-
ruft, das man mit dem Namen Langeweile bezeichnet.
Dieſe
Verſtimmung des großen Gehirns, deren Natur man freilich
nicht näher kennt, ſcheint auf das derlängerte Mark zu

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