Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11, 1897

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72981 wirken eines Gedankens, eines Bildes, einer Vorſtellung im
Gehirn;
das Erinnern iſt das unwillkürliche Hervorrufen eines
Eindrucks, eines Bildes, eines Gedankens, wenn ſie bereits ganz
erloſchen ſcheinen und ohne Anſtrengung ganz erlöſchen würden.
Das Gedächtnis behält Dinge, die man oft gern vergeſſen
möchte.
Oft möchte man was darum geben, wenn man
imſtande wäre, ein ſchmerzliches, ein beſchämendes, ein ſchreck-
liches Ereignis zu vergeſſen;
aber es bleibt doch unwillkürlich
friſch im Gehirn.
Längere Zeit nachher wird zwar das, was
im Gehirn lebhaft exiſtirte, etwas verwiſcht, und man denkt
ſeltener daran.
Die Gedanken vermögen ſich mit andern Dingen
zu beſchäftigen, ohne von dem Gedächtnis geſtört zu werden.
Aber man hat daran noch die unwillkürliche Erinnerung bewahrt.
Es fällt Einem eine erlebte Scene bei, ſo oft eine äußerliche oder
innerliche Anregung die leichteſte Veranlaſſung dazu giebt.

Nach noch längerer Zeit tritt die unwillkürliche Erinnerung
zurück.
Man ſpricht dann von ähnlichen Ereigniſſen, ohne von
der Erinnerung unwillkürlich ergriffen zu werden, und will man
einmal das Halbvergeſſene wieder in die Erinnerung rufen, ſo
muß man ſich beſinnen.
Was hierbei im Gehirn vorgeht, läßt ſich ebenfalls nicht
ſicher angeben;
aber wer auf ſich genau merkt, wird die auf-
fallendſten Eigentümlichkeiten der Gehirnthätigkeit wahrzunehmen
Gelegenheit haben.
Es kommt vor, daß man den Namen eines Menſchen ver-
geſſen hat;
aber man kennt den Menſchen doch noch ganz genau.
Man ſieht den Menſchen vor ſich in Gedanken, könnte mit ihm
ſprechen, iſt imſtande zu ſagen, wo man ihn kennen gelernt
hat, weiß, was man mit ihm vorhatte, fühlt, was man für
oder gegen ihn empfindet.
Aber wie heißt er? Ja, man hat
es gewußt, man weiß, daß man den Namen oft, ſehr oft genannt
hat;
aber man kann ihn doch nicht ausſprechen. Das Ge-
dächtnis des Namens iſt hin;
die Erinnerung daran iſt ge-
A. Bernſtein, Naturw. Volksbücher XI.

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