Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897
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7365 lebens, ſo verſchieden die Dauer jeder einzelnen Gattung auch
iſt, läßt ſich in jene drei Abſchnitte einteilen, von denen der
erſte die Vorbereitung zur Fortpflanzung ſeiner Gattung, die
zweite die Zeit iſt, in welcher das Tier ſich fortpflanzt, und
die dritte, in welcher es hinwelkt, ſobald das Daſein der
künftigen Gattung geſichert iſt.
Der größte Teil der Inſekten,
der im Frühling aus den Eiern kriecht, hat zwar nie die
Eltern geſehen, die bereits im verwichenen Herbſt geſtorben
ſind;
und ſie legen noch im Lauf desſelben Sommers neue
Eier und ſterben ſelbſt im Herbſte, ohne die Jungen, für die
ſie gelebt, geſehen zu haben.
Aber doch iſt es unverkennbar,
daß ein und dasſelbe Geſetz dieſes erziehungsloſen Lebens
durch alle Geſchlechter dieſer Gattung thätig iſt, daß Entſtehen,
Wachstum, Reife, Fortpflanzung, Hinwelken und Sterben nach
denſelben Naturgeſetzen erfolgen, wenn auch Geſchöpfe ſolcher
Art nie erfahren können, daß ſie Eltern gehabt, und daß ſie
Junge zu erzeugen da ſind.
Auch im Menſchenleben — und was dasſelbe iſt — auch
im Tode der Menſchen waltet ein gleiches Geſetz.
Die Vor-
bereitung zur Fortpflanzung des Geſchlechts iſt die Iugend, in
der Zeit des Geſchlechtslebens iſt die Reife, und nach dieſer folgt
naturgemäß das Alter, das ein Heranreifen für den Tod iſt.
Und doch iſt es mit dem Menſchen ganz eigentümlich; die
leibliche Fortpflanzung geht mit einer geiſtigen Hand in Hand
und beweiſt auch hierin, daß der Menſch ein geiſtiges Weſen
iſt und ſein Leben zugleich eine geiſtige Geſchichte in ſich birgt.
XX. Wie Leib und Geiſt ſtirbt.
Wenn es richtig iſt, daß das Leben in Pflanze und Tier
in dem Zeitabſchnitt ſeine Hauptbeſtimmung erfüllt, wo die
Fortpflanzung ſtattfindet, wenn es wahr iſt, daß die Iugend

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