Bernstein, Aaron
,
Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 6/11
,
1897
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Beweis, und wenn er im glücklichen Moment Maß zu halten
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weiß und an der richtigen Stelle abbricht und endet, ſo tritt
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er mit dem Gefühl von der Tribüne, als ob ihm ein fremder
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Geiſt hierbei geholfen, und auch die Hörer ſagen es, er ſei be-
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geiſtert und habe ſie begeiſtert!</
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">Im Altertum wähnte man, oder drückte man es dahin
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aus, daß ein Gott ihm die Worte in den Mund gelegt; </
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fremdartig iſt dieſes ſichtbare Entſtehen der neuen Gedanken im
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Gehirn; </
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">jetzt weiß man zwar, daß es doch nur eine ſchaffende
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Kraft des Geiſtes iſt, eine Kraft, die überraſchend ſchnell
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wirkt, und ſelbſt vom Menſchen, in welchem ſie thätig auftritt,
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unerkannt iſt. </
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">— Dies aber wiſſenſchaftlich zu erklären, bleibt
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für jetzt unmöglich, weil der Geiſt in der That noch eine Er-
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ſcheinung iſt, die in uns wirkt, ohne daß wir ſie gründlich
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kennen.</
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">Es iſt höchſt merkwürdig, daß der Menſch oft mit ſeinem
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Geiſt ſo umgeht, als ob dieſer gar nicht ihm gehörte. </
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">Schon beim Beſinnen ſtellt man ſeinem eigenen Gehirn
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die Forderung, etwas zu finden, was augenblicklich nicht im Ge-
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hirn vorhanden zu ſein ſcheint. </
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">Beim Schaffen neuer Gedanken
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geht das noch weiter, denn der Geiſt ſtellt ſich ſelber die Auf-
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gabe, etwas noch gar nicht Dageweſenes ausfindig zu machen.
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">Es iſt kurios genug, daß ein Menſch ſich ſelber etwas Neues
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ſagen ſoll, und doch geſchieht es ſehr oft: </
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">man wird von ſeinem
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eigenen Einfall überraſcht, als ob der Einfall nicht eben im
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eignen Gehirn erzeugt worden wäre.</
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">Man geht aber hierin noch kurioſer zu Werke, wenn man
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etwas überlegen will.</
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">In ſolchem Moment ſetzt man ſich in irgend einer Ecke
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nieder, wo man von äußern Eindrücken nicht geſtört zu </
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