Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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7769 verſpäteter Gaſt im geiſtigen Kreiſe, der die junge Welt in Be-
wegung ſetzt.
Er paßt zur kommenden Welt nicht mehr und
verſenkt ſich gern in die Vergangenheit, wie er in der Jugend
ſich gern in die Zukunft verſenkt hatte.
Seine Anſchauungen
werden ſtarr und verknöchern wie ſeine Knorpel.
Sein Scharf-
blick wird träge wie ſein Auge, ſeine Auffaſſung ſchwer wie
ſein Ohr.
Veraltete Bilder, veraltete Erinnerungen, veraltete
Ideen umſchweben ihn, bis der Geiſt ſich nach ſeiner Ruhe
ſehnt, wie der Leib.
Und dies eben iſt der Vorzug des Menſchengeſchlechtes
vor allen andern Weſen.
Und dennoch werden wir finden, daß alles, was der
Menſchen Geiſt in immer fortſchreitender Entwickelung erfunden
und erdacht, nur Flickwerk iſt gegen das, was die Natur ſelbſt
in ihm geſchaffen und vorgebildet hat.
Indem wir dem Leſer
in den nachſolgenden Abſchnitten die innern Einrichtungen des
lebenden Menſchen vorführen werden, wird uns der Nachweis
leicht gelingen, daß die ſinnreichſten Erfindungen der Menſchen
weit, unendlich weit an Einfachheit und Zweckmäßigkeit von
den Anordnungen unſerer eigenen Orgaue übertroffen werden.
XXI. Wie alt eine neue Erfindung iſt.
Wie jeder einzelne Menſch ſich gar zu gern bewundern
ſieht, ſo iſt es auch mit der ganzen Menſchheit der Fall.

Gar zu gern hört das Menſchengeſchlecht ſeine Weisheit rühmen,
ſeine Einſicht preiſen und die Vorzüge anſtaunen, die den
Menſchen hoch über die andern Weſen der Erde erheben.
Macht man inmitten eines ſolchen Lobes den Einwand,
daß all’ dies gar herrlich, aber eigentlich doch nicht ein eigen
Verdienſt des Menſchengeſchlechts, ſondern ein

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