Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

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VII. Wie Wärme gebunden wird und wie Wärme
frei wird.
Wir haben eben nachgewieſen, wie warme Luft Waſſer-
verdunſtung erzeugt und wie Kälte dann wieder Regen und
Schnee verurſacht;
wir haben nun nachzuweiſen, wie auch um-
gekehrt Waſſerverdunſtung und Regen Kälte und Wärme her-
vorrufen.
Obgleich das, was wir hier nachweiſen wollen, wiſſen-
ſchaftlich ſo feſt ſteht, wie nur irgend etwas in der Welt, ſo
iſt es doch nicht leicht, dies ganz deutlich zu machen;
weshalb
denn auch die meiſten gebildeten Menſchen, die viel geleſen
haben über “gebundene und freie Wärme”, ſich ganz falſche
Begriffe davon machen.
Um das, was wir jetzt ſagen wollen, ganz deutlich dar-
zuthun, müſſen wir wiederum zu Beiſpielen aus dem gewöhn-
lichen Leben greifen und dabei doch unſere Leſer erſuchen, uns
mit ihrem eigenen Nachdenken ein wenig zu Hilfe zu kommen.
Jedermann weiß, wie man Waſſer kocht. Man ſetzt kaltes
Waſſer über Feuer und die Wärme des Feuers teilt ſich dem
kalten Waſſer mit, ſo daß es wärmer und wärmer wird.
Wo
bleibt alſo die Wärme des Feuers?
Sie wird vom kalten
Waſſer aufgenommen;
das Waſſer verſchluckt gewiſſermaßen
die Wärme.
Daher kommt es, daß ein Ofen, worin die arme
Hausfrau ihr Mittagbrot kocht, lange nicht ſo warm wird,
als er geworden wäre, wenn ſie dasſelbe Brennmaterial ver-
braucht hätte, ohne dabei ihr Mittagbrot zu kochen.
Die
Hausfrau hat kaltes Waſſer in den Ofen geſetzt, die Wärme,
die das Waſſer in ſich aufgenommen, konnte den Ofen alſo
nicht heizen und es fehlt dem Ofen ſomit eine ganze Portion
Wärme, die das Waſſer in ſich hineingeſchluckt hat.
Wie aber iſt es, wenn man das kochende Waſſer heraus-
nimmt aus dem Ofen und es in die Stube hinſtellt?

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