Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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872248 unſeres Auges iſt freilich ſehr klein, nicht einmal ein Zoll
groß, und die Zeit, mit welcher der Lichtſtrahl dieſen Raum
durchfliegt, füllt noch nicht den zwölftauſendmillionſten Teil
einer einzigen Sekunde aus, und dennoch hat in dieſer unfaßbar
kleinen Zeit unſer Auge nicht ſtill geſtanden, ſondern iſt mit
der Erde ungefähr den dreizehntauſendſten Teil einer Linie
ſeitwärts fortgegangen.
Der Lichtſtrahl trifft alſo die Hinter-
wand des Auges unter einem andern Winkel als die Vorder-
wand, und da wir die Sterne ſtets in der Richtung ſehen, in
welcher ihre Strahlen unſer Auge durchlaufen, vermögen wir
eben ſo wenig ohne Berechnung der zwei Geſchwindigkeiten
die wahre Stelle eines Fixſternes anzugeben, ſo wenig
jemand imſtande iſt, die Richtung der abgeſchoſſenen Kugel
auf den fahrenden Wagen zu beſtimmen, wenn er nicht die
Geſchwindigkeit der Kugel und die des Wagens mit in Betracht
zieht.
Was von unſerm Auge gilt, gilt auch von dem Fernrohr,
das wir auf einen Stern richten.
In der kleinen Zeit, die das
Licht braucht, um durch das Fernrohr zu gehen, rückt die Erde
ſamt dem Fernrohr ein Stückchen weiter in der Bahn.
Will
man alſo einen Fixſtern ſehen, ſo muß man das Fernrohr um
einen kleinen Winkel verſchieben, deſſen Maß abhängt von dem
Verhältnis der beiden Geſchwindigkeiten, der Licht- und der
Erdgeſchwindigkeit zu einander.
Dieſe Thatſache und auch das
Maß des Winkels hat nun ſchon der große Entdecker Bradley
genau angegeben, ſo daß jeder Aſtronom noch heutigen Tages
hierauf acht geben muß, ſobald er irgend eine Himmels-
erſcheinung genau feſtſtellen will.

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