Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

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8979 noch über weite, waſſerarme Gegenden dahergeweht und führt
alſo keinen Waſſerdunſt mit ſich;
wir haben alſo bei Nordoſt-
wind klaren Himmel, folglich haben wir Sonnenſchein, aber
keine rechte Wärme.
Haben wir dieſen Wind im Winter, ſo
bringt er uns trockenen Froſt, wo am Tage die Sonne herrlich
ſcheint und in der Nacht die Sterne köſtlich funkeln, aber meiſt
auch ſtrenge Kälte herrſcht.
Solche Witterung würde bei uns auch die regelmäßige
ſein;
allein die obere wärmere Luft ſtrömt, wie wir bereits
wiſſen, vom Äquator nach dem Pol hin, und wie leben gerade
in der Gegend, wo dieſe wärmere Luft hinabdringt in die
kalte und in weiten breiten Strecken den Erdboden berührt und
ſo warme Luftſtrömungen verurſacht, die mit kalten abwechſeln.
Die warme Luft aber, die der Südweſtwind uns zuführt,
iſt über den weiten Atlantiſchen Ocean dahergeſtrömt und hat
hier viel Waſſerdampf in ſich aufgenommen, den ſie ſchon bei
einer geringfügigen Abkühlung wieder als Regen von ſich giebt.
Daher kommt es, daß uns die Südweſt- und auch Weſtwinde
ſo häufig Regen bringen, der in ſeiner typiſchſten Form im
Sommer als ſogenannter “Landregen” in tagelangem, eintönigen
Geplätſcher die Menſchen rein zur Verzweiflung bringt.
Was am Äquator über einander geſchieht, geſchieht
bei uns meiſt neben einander.
Dort fließt der kalte Luft-
ſtrom unten und der warme oben;
in unſeren Gegenden
aber begegnen ſich beide Luftſtrömungen in der Nähe des Erd-
bodens, kämpfen oft mit einander, ſuchen ſich zu verdrängen,
wechſeln und wälzen ſich über Länder hin und her und bringen
die verſchiedenſten Wetter durch einander zum Ärger aller
Wetterpropheten und zur Erſchwerung der wiſſenſchaftlichen
Löſungen der Witterungskunde.

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