Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

List of thumbnails

< >
81
81 (71)
82
82 (72)
83
83 (73)
84
84 (74)
85
85 (75)
86
86 (76)
87
87 (77)
88
88 (78)
89
89 (79)
90
90 (80)
< >
page |< < (80) of 624 > >|
    <echo version="1.0RC">
      <text xml:lang="de" type="free">
        <div xml:id="echoid-div53" type="section" level="1" n="35">
          <pb o="80" file="090" n="90"/>
        </div>
        <div xml:id="echoid-div55" type="section" level="1" n="36">
          <head xml:id="echoid-head46" xml:space="preserve">
            <emph style="bf">X. Die Schwierigkeit und die Möglichkeit der</emph>
            <lb/>
            <emph style="bf">Wetterverkündigungen.</emph>
          </head>
          <p>
            <s xml:id="echoid-s1104" xml:space="preserve">Nachdem wir nunmehr die feſten Regeln der Witterungs-
              <lb/>
            verhältniſſe näher dargelegt und auch nachgewieſen haben, wie
              <lb/>
            gerade in unſerer Weltgegend die Witterung ſo ſchwierig zu
              <lb/>
            berechnen iſt, wollen wir dieſe Schwierigkeit noch etwas näher
              <lb/>
            kennen lernen, indem wir die falſchen Wege bezeichnen werden,
              <lb/>
            die man bisher in Erforſchung der Witterungskunde einge-
              <lb/>
            ſchlagen hat.</s>
            <s xml:id="echoid-s1105" xml:space="preserve"/>
          </p>
          <p>
            <s xml:id="echoid-s1106" xml:space="preserve">Die Schwierigkeit, für einen beſtimmten Ort das Wetter
              <lb/>
            zu prophezeien, liegt darin, daß das Wetter niemals dort zum
              <lb/>
            Ausbruch kommt, wo es entſteht. </s>
            <s xml:id="echoid-s1107" xml:space="preserve">So iſt z. </s>
            <s xml:id="echoid-s1108" xml:space="preserve">B. </s>
            <s xml:id="echoid-s1109" xml:space="preserve">das morgige
              <lb/>
            Wetter in Berlin nicht eine Folge des Luftzuſtandes, der heute
              <lb/>
            in Berlin herrſcht, denn die Luft iſt in Fortbewegung begriffen
              <lb/>
            und wird von Strömungen über Stadt und Land hinweg-
              <lb/>
            getrieben. </s>
            <s xml:id="echoid-s1110" xml:space="preserve">Wir haben kein unfehlbar ſicheres Mittel, um zu
              <lb/>
            erkennen, woher morgen der Wind einherſtrömen wird. </s>
            <s xml:id="echoid-s1111" xml:space="preserve">Wir
              <lb/>
            wiſſen nur, daß gleichzeitig aus allen Weltgegenden Luftſtröme
              <lb/>
            im Umherziehen ſind. </s>
            <s xml:id="echoid-s1112" xml:space="preserve">Vom Pol ein kalter Luftſtrom, vom
              <lb/>
            Äquator her ein warmer, vom Meer im Weſten her ein feuchter,
              <lb/>
            vom aſiatiſchen Feſtland im Oſten her ein trockener. </s>
            <s xml:id="echoid-s1113" xml:space="preserve">Alle dieſe
              <lb/>
            Winde ſind fortwährend in Thätigkeit und hängen wiederum
              <lb/>
            genau mit ihrer von uns noch entfernteren Nachbarſchaft zu-
              <lb/>
            ſammen. </s>
            <s xml:id="echoid-s1114" xml:space="preserve">Will man alſo aus dem heutigen Berliner Wetter
              <lb/>
            das morgige prophezeien, ſo muß man eine Strecke von ein
              <lb/>
            paar hundert Meilen mit einem Blicke überſehen können. </s>
            <s xml:id="echoid-s1115" xml:space="preserve">Das
              <lb/>
            heißt, man muß erſt berechnen, welch ein Wetter heute im
              <lb/>
            ganzen hundertmeiligen Umkreis von Berlin ſtattfindet; </s>
            <s xml:id="echoid-s1116" xml:space="preserve">man
              <lb/>
            muß die Richtungen aller Winde, die auf dieſer großen Strecke
              <lb/>
            herrſchen, kennen, muß ihre Stärke meſſen, muß wiſſen, ob ſie
              <lb/>
            viel oder wenig Feuchtigkeit enthalten, und dann erſt kann </s>
          </p>
        </div>
      </text>
    </echo>