Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

Table of handwritten notes

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            Eigentümliche iſt nun, daß der Blütenſtaub der höher ſtehenden
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            Staubblätter, auf die Narben kurzgriffliger Blumen gebracht,
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            nicht fruchtbar wirkt oder doch kein ſehr günſtiges Ergebnis
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            liefert, während die langgriffligen Blumen durch ſolchen Blüten-
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            ſtaub vollkommen befruchtet werden. </s>
            <s xml:id="echoid-s1498" xml:space="preserve">Ebenſo bleibt der Blüten-
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            ſtaub der tiefer ſtehenden Staubblätter, auf die Narben lang-
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                <caption xml:id="echoid-caption37" xml:space="preserve">Fig. 37.
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                Blütenſtand
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                von Arum
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                maculatum
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                verkleinert.</caption>
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            griffliger Blumen gebracht, mehr oder minder un-
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            wirkſam, befruchtet hingegen kurzgrifflige Blumen
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            vollkommen. </s>
            <s xml:id="echoid-s1499" xml:space="preserve">Die Beſtäubung iſt alſo nur dann
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            günſtig, wenn ſie nach Andeutung der beiden Pfeile
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            in unſerer Figur zweier Längsſchnitte dieſer Blumen
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            geſchieht. </s>
            <s xml:id="echoid-s1500" xml:space="preserve">Selbſtbeſtäubung oder Beſtäubung von
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            Blumen desſelben Stockes untereinander iſt daher
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            reſultatlos oder doch faſt reſultatlos, während Kreuz-
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            beſtäubung von den beſten Folgen in Hinſicht auf
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            die Ausbildung und Anzahl der Samen begleitet iſt.
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            <s xml:id="echoid-s1501" xml:space="preserve">Es kommt bei der Übertragung des Blütenſtaubes
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            von einem Stock zum anderen in Betracht, daß ein
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            Inſekt in den Blumen dieſelbe Stellung einzunehmen
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            pflegt. </s>
            <s xml:id="echoid-s1502" xml:space="preserve">Es wird hierdurch die Kreuzbeſtäubung be-
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            günſtigt, indem dieſelbe Körperſtelle des Tieres,
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            welche vorher mit Blütenſtaub in Berührung kam,
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            beim Beſuch einer anders geſtaltigen Blume derſelben
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            Art notwendig mit der fraglichen Körperſtelle die
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            ohngefähr an demſelben Ort befindliche Narbe be-
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            rühren wird.</s>
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            <s xml:id="echoid-s1504" xml:space="preserve">Eine ſehr leicht verſtändliche Einrichtung zeigt auch der
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            bei uns in ſchattigen, feuchten Laubwäldern vorkommende Aron
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            (Arum maculatum), von welcher Pflanze Fig. </s>
            <s xml:id="echoid-s1505" xml:space="preserve">37 einen
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            Blütenſtand zur Darſtellung bringt, deſſen uns zugekehrte
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            Hälfte der tütenförmigen, unten keſſelartig erweiterten Hülle
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            weggeſchnitten wurde, um einen Einblick in den eigentümlichen
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            Apparat zu gewähren.</s>
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